In Wien gibt es ungefähr 150 islamische Kindergärten, die von 71 Vereinen betrieben werden. Wer sie führt und wie, das wollte Integrationsminister Sebastian Kurz wissen. Also beauftragte er Ednan Aslan, Professor am Institut für Islamische Studien, mit einer Voruntersuchung. Erste Ergebnisse legten Aslan und Kurz vor, ehe noch der schriftliche Endbericht Ende des Monats fertiggestellt ist. Die erste Reaktion des Ministers auf das Wenige, das sich in Erfahrung bringen ließ: „Das ist mehr als besorgniserregend.“ Dass viele der Kindergärten gar nicht bereit waren, an der Erhebung teilzunehmen, ist nur ein Grund zur Besorgnis.

Was den Argwohn des Ministers darüber hinaus erregt, ist die Befürchtung, dass bereits im Kindesalter fehlende Integrationsbereitschaft und -fähigkeit grundgelegt werden könnte. So fand Aslan heraus, dass manche Kindergärten neben der offiziell vorgelegten Zielsetzung eine türkisch formulierte andere ihrer Arbeit zugrunde legen. Dort werde konsequent auf Abschottung gesetzt, um Kontakt mit der Mehrheitsbevölkerung möglichst gering zu halten. „Ich befürchte, dass sich manche dieser Kindergärten immer mehr mit der eigenen Isolation identifizieren“, sagte Aslan.

Wenig qualifiziertes Personal

Auch wenn die Kindergärten nicht explizit als religiöse Schulung ausgeschildert seien, ähnle deren Curriculum doch verblüffend dem von Koranschulen, sagt Aslan. Ziel dieser Einrichtungen sei, Kinder bestmöglich vor dem als verderblich eingeschätzten Einfluss der Mehrheitsgesellschaft zu schützen, statt sie „pluralitätsfähig“ zu machen, wie sich der Religionspädagoge ausdrückt.

Besorgnis erregt aber auch die Personalrekrutierung und geringe Ausbildung der Pädagoginnen (Männer sind, wie auch bei anderen Kindergärten, kaum zu finden). In 90-stündigen Schnellkursen, die nur zwei Wochen in Anspruch nehmen würden in erster Linie religiöse Inhalte vermittelt. Offiziell dient dieses Personal nur als „Assistenten“, da sie ja die in Österreich notwendige Qualifikation nicht mitbringen. Kaum eine von ihnen verfüge über sprachpädagogische Fähigkeiten, die jedoch für die oft ethnisch homogenen Kindergärten sehr wichtig wären. Denn auch viele Eltern wollten, dass ihre Kinder im Kindergarten besser Deutsch lernen.

Verschleierte Trägerschaft

Da viele Trägerorganisationen durch Gründung von Vereinen ihre Trägerschaft verschleiern, sei es sehr schwer, die genaue ideologische Ausrichtung der Kindergärten festzustellen, beklagte Aslan. Hier wäre mehr Transparenz wichtig.

Stutzig machte Aslan auch die Zurückhaltung viele Kindergärten bei der Zusammenarbeit mit seinem Institut. Bei 15 Kindergärten fragte Aslan an, nur drei antworteten auf das Ansinnen überhaupt. Einer der drei zog seine Zustimmung wenig später wieder zurück. Die Mitarbeiter des Instituts untersuchten daher schriftliche Dokumente, Internetquellen, sie sprachen mit Eltern und ehemaligen Mitarbeitern der Kindergärten.

Die Stadt Wien müsste mitmachen

Entsprechend relativ sieht Aslan selbst die Ergebnisse seiner Arbeit: „Die Vorstudie sagt, dass man in diesem Bereich mehr tun muss.“ Zunächst schlägt er vor, eine gründliche, dreijährige Erhebung durchzuführen. Wichtig wäre dazu auch die Zusammenarbeit mit den Stellen der Stadt Wien. Schon diese Vorstudie wollten Aslan und Kurz mit Wien gemeinsam durchführen. Nach ersten Vorgespräche aber zog sich die Stadt wieder zurück.