ÖBB-Chef Christian Kern hat offensichtlich die Nase voll von Spekulationen über eine politische Zukunft bei der SPÖ. In einem launig-ironischen Facebook-Eintrag am Montag wies er Pläne für einen roten Putsch, der ihn an die Parteispitze hieven könnte, einmal mehr zurück.

Pikanter Ballbesuch

Genährt wurden die Gerüchte zuletzt von seinem Besuch der Grazer Opernredoute als Gast von Franz Voves. Dass Kern mit dem steirischen Landshauptmann, der gerne in Richtung Bundes-SPÖ poltert, gar eine Ball-Loge teilte, sorgte für einiges Rauschen im Blätterwald, führte doch zuletzt die Debatte, ob Kern ein Talent für die Politik habe oder nicht, sozialdemokratische Spitzenpolitiker aufs Eis. Da half es auch nichts, dass Voves betonte, die Einladung sei schon lange bestanden und Kerns Gattin immerhin gebürtige Steirerin.

Kern studierte die Zeitungsberichte anlässlich der Opernredoute denn auch mit Missfallen. Vor allem "Österreich" kritisierte er am Montag dafür, dass es "seit Tage von einem Putschplan in der SPÖ" schreibe. Er selbst sei allerdings in einen solchen nicht eingeweiht, betonte er. Und nahm jegliche Verschwörungstheorien aufs Korn: "Liebe Kollegen, ist euch gar nicht aufgefallen, dass meine Frau auf der Grazer Opernredoute ein blaues Kleid getragen hat? Wenn das nicht etwas zu bedeuten hat!!" Jene, die einen Putsch vermuten, hätten "wohl zu viel House of Cards geschaut", schrieb er. Kurze Erklärung am Rande: In der amerikanischen Polit-Serie greift Kevin Spacey mit schmutzigen Intrigen nach der Macht im Weißen haus.

"Mein Eindruck ist, dass sich viele Vertreter der politischen Klasse gar nicht vorstellen können, dass es auch ein Leben neben der Politik geben kann", schrieb der ÖBB-Boss weiter. "Aber es ist tatsächlich so: es gibt bewohnte Planeten außerhalb des 'Raumschiff Politik'. Ziemlich interessante auch noch. Deshalb tun sich viele schwer, auch ein noch so oft wiederholtes Dementi zu akzeptieren."

"Ist mir egal"

Kern räumte ein, "dass der private Besuch der Grazer Opernredoute mit Franz Voves von manchen als Provokation gesehen werden mag", hielt jedoch fest: "Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal." Voves sei ein Freund, "den ich als exzellenten Manager und Landeshauptmann kennengelernt habe".

In der Steiermark realisierten Land und ÖBB große Infrastrukturprojekte. Würde er ihn "wegen einer tagespolitischen Diskussion nicht mehr treffen, wäre ich wohl eines der größten Weicheier unter der Sonne", so Kern in Anlehnung an Voves' "Weichei"-Sager im Jahr 2007. Und schließlich ist Kern der Ansicht, dass "Putschversuche" wohl "eher hinter dem Vorhang" stattfinden. "Hat sich schon jemals jemand gefragt, was das für ein armer Plan sein soll, den die Protagonisten vor laufender Kamera aufführen?" so seine abschließende Frage.