Die „Dokumentationsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus“, kurz: Dokustelle, beklagt einen deutlichen Anstieg von antimuslimischen Vorfällen im Bildungsbereich im Jahr 2023. Besonders im Mai und ab Oktober haben sich die Vorfälle gehäuft. Der Bericht thematisiert Konfrontationen mit antimuslimischem Rassismus, präsentiert Statistiken sowie Analysen politischer, sozialer Entwicklungen und antimuslimischer Tendenzen in ganz Österreich.

Mit 1522 Vorfällen gab es 2023 einen Höhepunkt an antimuslimischen Vorfällen in Österreich, berichtete Rumeysa Dür-Kwieder im Rahmen einer Pressekonferenz, „hervorzuheben ist, dass uns heuer viele Fälle aus dem Bildungsbereich erreicht haben.“ Das ist die höchste dokumentierte Zahl an Vorfällen seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2015. Dazu soll ein eigener Bericht im Juni erscheinen.

Gerade die Mehrsprachigkeit der muslimischen Schülerinnen und Schüler sei oft Grund für die Ressentiments, besonders im Bildungsbereich. Dür-Kwieder sprach von einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Mehrsprachigkeit.

Anstieg an Fällen in mehreren Bereichen

Im Mai 2023 gab es einen signifikanten Anstieg der Vorfälle, Auslöser dafür war die Fragebogenerhebung „Zusammenleben mit Muslimen“ an österreichischen Schulen. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Dokumentationsstelle auch bei den aktiv gemeldeten Fällen. 507 Fälle - doppelt so viele wie 2022 - wurden bei der psychosozialen und rechtlichen Beratung eingemeldet. 1.015 Online-Fälle wurden vom Monitoring-Team dokumentiert.

Mit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel gab es einen weiteren Anstieg der antimuslimischen Vorfälle, so Dunia Khalil, Rechtsberaterin der Dokustelle. Von Oktober bis Dezember wurden auch mehr Fälle verzeichnet als in den ersten neun Monaten des Jahres, wusste Khalil.

Zwei Drittel der dokumentierten Fälle fanden im Internet statt, ein Drittel im Offline-Bereich. Von diesen Fällen betrafen die meisten Fälle Ungleichbehandlung (40,8 Prozent) und Beleidigung (19,5 Prozent). Die Verbreitung von Hass betrafen 8,9 Prozent der dokumentierten Fälle, 2,6 Prozent waren physische Übergriffe. Dagegen betraf die überwiegende Mehrheit der online dokumentierten Fälle (87,8 Prozent) die Verbreitung von Hass. Musliminnen und Muslime würden in Online-Kommentaren dehumanisiert und mit Tieren verglichen, berichtete Khalil. Viele würden Muslimen auch die alleinige Verantwortung für den Antisemitismus zuschreiben.

Die Dokumentationsstelle vermutet, dass die Dunkelzahl der rassistischen Vorfälle noch viel höher ist, hält aber fest, dass es sich bei der Statistik um eine Momentaufnahme handelt.