Die Affäre um den österreichischen Spion Egisto Ott, der am Karfreitag in seinem Haus in Kärnten verhaftet wurde, ist um eine Facette reicher. Wie das Südtiroler Nachrichtenportal „Salto“ zu berichten weiß, soll das Netzwerk des ehemaligen BVT-Mannes, der einst als Verbindungsoffizier des Innenministeriums in Rom stationiert war, bis in den Vatikan gereicht haben.

Verbindung zum Vatikan?

Ott, dessen Mutter aus Friaul stammt und der fließend Italienisch spricht, lernte in der italienischen Hauptstadt damals auch den in Arezzo geborenen, einstigen Beamten der italienischen Finanzwache Domenico Giani kennen. Dieser machte im Vatikan steile Karriere und stieg 1999 zum Stellvertreter der päpstlichen Gendarmerie und später zu deren Chef auf. In dieser Zeit soll Giani die Schweizer Garde, die immer schon mit der päpstlichen Gendarmerie in Konkurrenz stand, zu einem besseren Sicherheitsdienst degradiert haben. 13 Jahre lang war Giani der oberste Leibwächter von Papst Benedikt XVI und von Franziskus. Giani stolperte 2019 über eine Affäre um vertrauliche Dokumente zu fünf Mitarbeitern des Vatikans, die wegen dubioser Immobiliengeschäfte in London suspendiert worden waren.

Dass Ott Giani kannte, geht aus einem Chatverkehr zwischen dem Kärntner und einem Kollegen aus dem Heeresnachrichtendienst Werner B. hervor. B. schickt Ott einen Zeitungsartikel über den Papst und fügte hinzu. „Ich habe den Namen nicht mehr präsent, aber es gibt doch in den Berichten einen gemeinsamen Kontakt von uns. Steht dieser nicht rechts vom Papamobil?“ Worauf Ott antwortet: „Der, ja, der Glatzkopf. Giani Domenico. Er war vorher Stv. und wurde dann noch in unserer Zeit Chef.“

Laut „Salto“ soll Ott Dutzende illegale Personenabfragen über sein dichtes italienisches Netzwerk getätigt haben, insbesondere über einen Verbindungsmann in der Carabinieri-Sondereinheit in Udine. In den in der Zwischenzeit erfolgten Einvernahmen erklärten die italienischen Sicherheitsbeamten, sie hätten nicht gewusst, dass Ott zu diesem Zeitpunkt bereits suspendiert war. Sie seien davon ausgegangen, dass es sich um offizielle Anfragen aus Österreich handle. Ob sich Ott bei seinen illegalen Tätigkeiten auch an den päpstlichen Leibwächter gewendet hat, bleibt unklar.