Gesundheit, einen sicheren Job und genug Zeit für persönliche Interessen. Das sind die am häufigsten genannten Zukunftswünsche junger Menschen in Österreich, geht aus dem achten „Bericht zur Lage der Jugend“ des Bundeskanzleramts hervor. Schon im Sommer hatte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) gemeinsam mit Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier erste Ergebnisse präsentiert, nun liegt der Kleinen Zeitung das vollständige Dokument vor. Der knapp 400 Seiten starke Berichtberuft sich zu einem großen Teil auf Zahlen der Statistik Austria und dem Institut für Jugendkulturforschung, die Fragen reichen von Einkommensunterschieden bis hin zur Bewertung der Corona-Maßnahmen. . Eine Auswahl der Ergebnisse.

Bericht zur Lage der Jugend 9.00 MB

Bericht zur Lage der Jugend

Bildung

Bildung ist vererbbar. 53 Prozent aller Studentinnen und Studenten haben zumindest einen Elternteil mit Hochschulabschluss. Nur 2,8 Prozent der Studierenden haben zwei Eltern, deren höchster Bildungsabschluss die Pflichtschule ist. Frauen entscheiden sich insgesamt häufiger für ein Studium, sodass drei von zehn Frauen, aber nur zwei von zehn Männern mit 30 eine Hochschule abgeschlossen haben. Männer absolvieren wiederum öfter Lehre.

Beruf

Die Erwerbsbeteiligung der 15- bis 24-Jährigen ist seit den 1970er-Jahren von rund 63 auf 52 Prozent gesunken, Grund sind längere Ausbildungszeiten. Wer eine Lehre abgeschlossen hat, schafft den Einstieg in das Berufsleben im Schnitt am schnellsten (weniger als zwei Monate), mit nur einem Pflichtschulabschluss dauert der Eintritt in die Arbeitswelt mit zehn Monaten am längsten. Die Jugendarbeitslosigkeit lag 2022 bei 9,5 Prozent.

Schon in jungen Jahren zeigen sich deutliche Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. 18 Monate nach Abschluss der Ausbildung verdienten 15- bis 24-jährige Männer mit Lehrabschluss im Median etwa 2.700 Euro, Frauen nur 2.300 Euro.

Familie

Jeweils mehr als 70 Prozent der befragten 16- bis 29-Jährigen nennen Familie neben Freizeit als wichtigen Lebensbereich. Hatten die Befragten Freunden vor der Pandemie noch ähnlich viel Gewicht eingeräumt, verloren diese in den Corona-Jahren an Bedeutung.

55,5 Prozent der 20- bis 24-jährige Frauen leben noch bei den Eltern, bei den jungen Männern sind es mehr als zwei Drittel. Geht es um ihre Vorstellungen für die Zukunft, sehnen sich junge Frauen häufiger nach einer traditionellen Familie: 52 Prozent wollen heiraten und 40 Prozent wünschen sich die abgefragten zwei Kinder. Bei den Männern sind es 42 beziehungsweise 25 Prozent.

Gesundheit

Im Schnitt pflegen junge Frauen einen gesünderen Lebensstil als ihre männlichen Altersgenossen. Sie sind seltener übergewichtig, verzichten häufiger vollständig auf Alkohol (15- bis 29-jährige Frauen: 22 Prozent, Männer: 16 Prozent) und essen mehr Obst und Gemüse. Während in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen Mädchen noch etwas häufiger rauchen als Burschen, gibt es insgesamt mehr Nichtraucherinnen unter 30 (64,9 Prozent) als Nichtraucher (53,9 Prozent). Während sowohl bei jungen Männern als auch bei Frauen rund ein Viertel angibt, nie Ausdauersport zu betreiben, ist der Anteil jener, die mehr als vier Stunden pro Woche an ihrer Kondition arbeiten, bei Männern (38,7Prozent) höher als bei Frauen (30,7 Prozent).

Sorgenbehaftete Themen

Gefragt nach sorgenbesetzten Themen nennen zwischen 1996 und 2007 geborene Befragte am häufigsten die Teuerung (44 Prozent), während der älteren „Babyboomer“-Generation Kriege die meisten Sorgen bereiten (62 Prozent). Allerdings stehen diese Themen auch bei der jeweils anderen Gruppe weit vorne auf der Liste. Während für die Älteren Migration und Kriminalität eine große Rolle spielen, ist für Jüngere psychische Gesundheit ein zentrales Thema. Gefragt wurden Jugendliche auch zu Themen, bei denen man „aufpassen muss, was man sagt“. Am häufigsten nennen die Befragten dabei Migration, sexuelle Minderheiten und Islam.

Migration

Knapp 30 Prozent der 14- bis 24-Jährigen hatten 2022 selbst einen Migrationshintergrund – per Definition also zwei Elternteile, die im Ausland geboren wurden. Vier von zehn in Österreich geborenen Jugendlichen beurteilen das Zusammenleben mit Zugezogenen positiv, knapp ein Viertel als negativ. Im Ausland geborene Jugendliche bewerteten das Zusammenleben mit Österreichern wesentlich besser. Knapp die Hälfte der jungen Menschen aus Gruppen mit längerer Migrationsgeschichte (etwa aus der Türkei oder Südosteuropa) orteten ein gutes Zusammenleben mit Österreichern. Jene aus Ländern mit jüngerer Migrationsgeschichte (beispielsweise Syrien oder Afghanistan) bewerteten das Zusammenleben sogar zu zwei Drittel positiv.

Corona

Zu Beginn der Pandemie Anfang 2020 dominierte unter den 16- bis 29-Jährigen die Sorge um Angehörige. Sechs von zehn hatten Angst, eine ihnen nahestehende Person könnte sterben. Große oder sehr große Angst vor einer eigenen Ansteckung äußerte dagegen nur rund ein Viertel. Im zweiten Pandemiejahr setzte auch bei den Jungen „Coronamüdigkeit“ ein, knapp die Hälfte der 16- bis 26-Jährigen gaben in einer Sora-Befragung an, ihre psychische Gesundheit habe sich während der Pandemie verschlechtert. Die Corona-Maßnahmen bewerten 53 Prozent der Jungen als angemessen, 47 Prozent als überzogen. Junge Wienerinnen und Wiener waren im Schnitt deutlich häufiger bereit, die Einschränkungen mitzutragen, als ihre Altersgenossen in anderen Bundesländern.