Das Vorgehen von Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) im Streit um den Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) sei „nicht zielführend“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag vor einem Ratstreffen in Brüssel. Die anderen Ministerien seien beim eingebunden gewesen und ihre Vorschläge seien aufgegriffen worden. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verteidigte dagegen Edtstadlers Vorgangsweise.

Wie die Tageszeitung „Kurier“ am Wochenende berichtet hatte, hat Gewessler den Entwurf des NEKP bereits im Oktober an die EU-Kommission übermittelt. Edtstadler habe den Text nun aber wieder zurückgezogen, mit der Begründung, dass er nicht der österreichischen Regierungsposition entspreche. Gewesslers Informationsstand nach werde die Kommission den Entwurf jetzt nicht bewerten, womit wegen des Rückzugs ein Vertragsverletzungsverfahren anstehe.

Gewessler kann sich Vorgehen Edtstadlers nicht erklären

„Wir haben das Bundesministeriumsgesetz-konform übermittelt“, widerspricht die Klimaschutzministerin der Begründung ihrer Regierungskollegin. „Wir haben Vorschläge (der anderen Ministerien; Anm.) aufgegriffen und eingearbeitet. Leider sind viele Vorschläge nicht in Richtung mehr Klimaschutz gegangen, sondern in Richtung ‚Lasst-uns-Zertifikate-kaufen‘.“ Damit hätte Österreich aber „Milliarden an andere EU-Mitgliedstaaten“ überwiesen, anstatt „zuhause in den Klimaschutz zu investieren“.

Das Vorgehen Edtstadlers könne sie sich nicht erklären, sagt Gewessler. Vor allem, weil es sich aktuell nur um einen Entwurf handle, auf den die Kommission Feedback gebe. Den finalen NEKP müssen die EU-Staaten bis Juni 2024 einreichen. In dem Dokument müssen die Länder darlegen, mit welchen Mitteln sie die gesteckten Energie- und Klimaziele erreichen wollen.

Nehammer verteidigt Edtstadler

Nehammer erklärte am Montag zu der Auseinandersetzung, es gebe „von der Bundesregierung eine klare Haltung: Alle nationalen Strategien müssen in der Regierung verhandelt und beschlossen werden“. Der Entwurf sei „lediglich ein Vorschlag“, darauf habe EU-Ministerin Karoline Edtstadler „hingewiesen in Brüssel, damit es zu keinen Missverständnissen kommt“. Edtstadler hatte in einem Brief an die EU-Kommission erklärt, dass es sich bei dem Papier nicht um eine gemeinsame österreichische Position handle.

Gewessler rechnet weiterhin damit, dass die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich einleiten wird. Das geschieht, wenn ein Mitgliedstaat sich nicht an EU-Rechtsvorschriften hält. Allerdings hat das Verfahren mehrere Stufen, die über Monate gehen. In letzter Instanz kann die Kommission den Fall an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) weiterleiten.