Die französischen Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron traten am Mittwochabend in einer Fernsehdebatte gegeneinander an. Die Rechtspopulistin will die EU verlassen, der parteiunabhängige Wirtschaftsliberale wirbt für eine Annäherung zwischen den europäischen Regierungen; sie will die Grenzen Frankreichs schließen, er will sie offen lassen.

EU UND EURO

Le Pen will die Franzosen in einem Referendum über einen EU-Austritt - einen "Frexit" - abstimmen lassen. Zudem will die 48-Jährige den grenzkontrollfreien Schengen-Raum verlassen und "Frankreichs Grenzen wiederherstellen". Den Euro will die Chefin des Front National aufgeben und zum Franc als nationale Währung zurückkehren. Eine gemeinsame Währungseinheit für Unternehmen soll aber möglich sein.

Macron will die EU und die Eurozone reformieren und dadurch die Integration vertiefen. Für die Euro-Länder schlägt der 39-Jährige ein gemeinsames Budget, ein Parlament und einen Finanzminister vor. Zusammen mit Deutschland will er außerdem die Verteidigungspolitik der EU stärken, etwa durch einen Fonds für gemeinsame Rüstungsausgaben. Die Außengrenzen der EU will Macron stärker schützen.

AUSSENPOLITIK UND ROLLE DER NATO

Unter Le Pen soll die Atommacht Frankreich auch die NATO-Kommandostruktur verlassen. In der Außenpolitik setzt die Rechtspopulistin auf eine Annäherung an Russland und die USA unter Präsident Donald Trump. Die Annexion der Krim durch Russland will Le Pen anerkennen. Die Militärausgaben will sie bis 2022 auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts anheben.

Macron wirft Russland dagegen in seinem Programm eine "gefährliche Außenpolitik" vor und unterstützt die westlichen Sanktionen gegen Moskau. Deshalb hält er auch an Frankreichs Engagement in der NATO fest. Die Verteidigungsausgaben will er auf das Bündnisziel von zwei Prozent des BIP anheben.

EINWANDERUNG UND ASYL

Le Pen will die legale und illegale Einwanderung weitgehend stoppen. Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung sollen leichter abgeschoben werden, das französische Staatsbürgerschaftsrecht soll restriktiver werden. Die soziale Grundsicherung soll den französischen Bürgern vorbehalten sein.

Macron sieht dagegen in der Einwanderung einen Gewinn für Wirtschaft und Gesellschaft. Er will die Asylverfahren beschleunigen, die Integration durch Sprachprogramme fördern und den Zugang zum französischen Arbeitsmarkt für "Talente" aus Nicht-EU-Ländern erleichtern.

WIRTSCHAFT

Le Pen will französische Unternehmen durch "intelligenten Protektionismus" vor ausländischer Konkurrenz schützen. Zudem will sie in der Verfassung das Prinzip der "nationalen Priorität" verankern - Franzosen sollen den Vorzug etwa bei Arbeitsplätzen und Sozialwohnungen erhalten.

Macron wirbt dagegen für ein liberales Wirtschaftsmodell. Der frühere Wirtschaftsminister will französische Unternehmen und den Staat für die Herausforderungen der Globalisierung fit machen. Dafür sieht er umfassende Reformen vor. So will er etwa die Staatsausgaben binnen fünf Jahren um 60 Milliarden Euro senken und dazu unter anderem 120.000 Stellen im Öffentlichen Dienst streichen. Zugleich sollen Unternehmen bei Steuern und Abgaben entlastet werden. Die Immobiliensteuer (Taxe d'habitation), die bisher eine wichtige Einnahmequelle der Gemeinden bildet, will er hingegen für 80 Prozent der Haushalte streichen.

PENSION UND ARBEITSMARKT

Le Pen will zur Pension mit 60 für alle Franzosen zurückkehren, die 40 Jahre lang Beiträge gezahlt haben. Die umstrittene Arbeitsrechtsreform der Sozialisten, die einen gelockerten Kündigungsschutz vorsieht, will sie aufheben.

Macron will das Arbeitsrecht dagegen flexibler machen. Er will die 35-Stunden-Woche lockern und Unternehmen und Gewerkschaften mehr Raum geben, über Arbeitszeiten zu verhandeln. Außerdem soll das Arbeitslosengeld ausgeweitet, die Kontrollen der Arbeitsuchenden dagegen verschärft werden. Macron will zudem die umstrittenen Sonderpensionen für Beamte und Mitarbeiter von Staatskonzernen abschaffen. Das Pensionseinstiegsalter von derzeit 62 Jahren und die Höhe der Bezüge will er nicht antasten.

SICHERHEIT

Le Pen will den "islamistischen Terror" bekämpfen. Dafür will sie ausländische "Gefährder" abschieben und Moscheen mit radikalen Predigern schließen. Zudem plant sie, 15.000 Polizisten neu anzustellen und 40.000 Plätze in Gefängnissen zu schaffen. Das Strafrecht soll nach dem Motto "Null Toleranz" verschärft werden.

Macron will weitere 10.000 Polizisten anstellen und 15.000 Gefängnisplätze schaffen. Außerdem will er eine Nachbarschaftspolizei einführen.