Die russischen Wagner-Söldner haben nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin mit dem Abzug aus der ostukrainischen Frontstadt Bachmut begonnen. Das sagt Prigoschin am Donnerstag in einem Video. Zugleich wurde nun offiziell bestätigt, dass die ukrainische Gegenoffensive begonnen hat: "Die Gegenoffensive läuft schon seit Tagen", sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak in einem Interview des italienischen Fernsehens am Mittwochabend. Zugleich bestritt er, dass Kiew an den Angriffen in der russischen Region Belgorod beteiligt sei. Podoljak sagte generell, dass die Ukraine russisches Gebiet nicht attackieren wolle.

Zu den Angriffen auf Belgorod meinte er, Russland und sein Präsident Wladimir Putin seien nicht mal in der Lage, ihr eigenes Territorium zu verteidigen: "Das, was in der Grenzregion passiert, ist ein Schock für Putin und wird zu seinem Ende führen." 

Die Wagner-Söldner sollen von regulären russischen Truppen ersetzt werden. Unterdessen hat der russische Geheimdienst FSB die Festnahme von zwei ukrainischen "Saboteuren" gemeldet.

Prigoschin hatte kürzlich den Abzug seiner Söldner aus der Stadt vom 25. Mai bis 1. Juni angekündigt, nachdem er Bachmut für vollständig erobert erklärt hatte. Die Ukraine bestreitet, dass russische Truppen die Stadt vollständig eingenommen haben.

Drohnen abgeschossen

In der vergangenen Nacht hat die Ukraine nach eigenen Angaben 36 Drohnen des Typs Shahed aus iranischer Produktion abgeschossen und damit alle russischen Luftangriffe abgewehrt. "Der Feind setzte 36 Shaheds ein", schreibt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Ziel der Drohnenangriffe waren der ukrainischen Luftwaffe zufolge militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur im Westen des Landes. Auch im Luftraum um die Hauptstadt Kiew seien mehrere Drohnen abgefangen worden, sagt der Leiter der Kiewer Militärverwaltung. Es war der zwölfte Angriff auf Kiew in diesem Monat.

Auch auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind in der Nacht russischen Angaben zufolge sechs Drohnen abgeschossen worden. Es habe "keine Opfer oder Verletzten" gegeben, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur, Sergej Aksjonow, am Donnerstag im Onlinedienst Telegram.

Nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes wurden zwei Ukrainer festgenommen, die geplant haben sollen, Strommasten von Atomkraftwerken in Russland in die Luft zu jagen. Ihr Ziel war laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA, die Abschaltung der Reaktoren zu bewirken. "Eine Sabotagegruppe des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes (...) versuchte, etwa 30 Stromleitungen der Atomkraftwerke in Leningrad und Kalinin zu sprengen", erklärte der FSB.

Spezialeinheiten

Unterdessen vermuten die US-Geheimdienste einem Zeitungsbericht zufolge auch ukrainische Spezialeinheiten hinter einem Drohnenangriff auf den Kreml Anfang des Monats. Sie seien zu dem Schluss gekommen, dass vermutlich Spezialeinheiten des ukrainischen Militärs oder Geheimdienstes dahinter stecken dürften, schreibt die "New York Times". Abgefangene russische und ukrainische Kommunikation habe zu dieser Einschätzung geführt. Die US-Beamten gingen demnach nicht davon aus, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj alle verdeckten Einsätze absegne. Es sei unklar, inwieweit er über solche Einsätze im Voraus informiert sei.