Die Zahl der tödlichen Terroranschläge hat im Vorjahr deutlich zugenommen. Dies zeigt der Global Terrorism Index 2023, der am Dienstag von der Londoner Denkfabrik Institute for Economics and Peace veröffentlicht wurde. Demnach ist die Zahl der Anschläge, bei denen mindestens eine Person ums Leben kam, um 26 Prozent gestiegen. Dass die Anschlags- und Totenzahl insgesamt zurückging, liegt wesentlich an der Taliban-Machtübernahme in Afghanistan.

Afghanistan bleibt Terror-Hochburg

Die radikalislamischen Taliban haben im August 2021 die Kontrolle über das Bürgerkriegsland übernommen und gelten damit nicht mehr als Terrorgruppe. Afghanistan ist zwar weiterhin das weltweit am stärksten von Terrorismus betroffene Land, doch ist die Zahl der Terrortoten nach dem siegreichen Ende der Taliban-Terrorkampagne um 58 Prozent auf 866 zurückgegangen. Klammert man Afghanistan aus, ist die Zahl der Todesopfer durch Terroranschläge um vier Prozent gestiegen. Insgesamt registrierten die Experten im Vorjahr 3955 Terroranschläge und 6701 Todesopfer.

Afghanistan bildet mit Burkina Faso, Somalia, Mali, Syrien, Pakistan, dem Irak und Nigeria die Gruppe jener Länder, in denen die Auswirkungen des Terrorismus "sehr groß" sind. "Groß" sind die Terrorauswirkungen unter anderem in Indien (Platz 13), Ägypten (16) und Kenia (20). In der dritten von sechs Gruppen befinden sich etwa die Türkei (Platz 23), Israel (25), die USA (30), Griechenland (31), Frankreich (34) und Deutschland (35).

Österreich liegt auf Platz 61 der Rangliste und damit in der vorletzten Staatengruppe, der "geringe" Terrorauswirkungen attestiert werden. Gegenüber dem Index des Jahres 2022 ist dies ein Rückgang von acht Plätzen, was eine Verbesserung der Situation anzeigt. Die Tatsache, dass Mexiko (72) oder die Ukraine (73) in der Gruppe der Staaten mit "sehr geringen" Terrorauswirkungen liegen, zeigt, wie wenig der Index über die allgemeine Sicherheitssituation in den untersuchten Ländern aussagt.

Fünf Kategorien der Terroreffekte

93 Staaten liegen in einer der fünf Kategorien, die Terrorauswirkungen anzeigen. Weitere 71 Staaten werden der sechsten Kategorie ("keine Auswirkungen") zugeordnet. Darunter finden sich neben einer Reihe europäischer Staaten wie Tschechien, Kroatien, Ungarn oder Montenegro etwa auch China, Kuba, Belarus und Nordkorea.

Für Europa zieht der Bericht eine positive Bilanz. In den meisten europäischen Staaten habe sich die Lage im Vorjahr verbessert. Es seien insgesamt 27 Terrortote registriert worden, davon allein 17 in der Türkei. Diese sei weiterhin das am stärksten von Terrorismus betroffene europäische Land. Ausreißer von der positiven Entwicklung waren Frankreich, das mit neun Anschlägen und vier Toten die höchste Opferzahl seit 2017 verbuchte, sowie die Slowakei und Norwegen, wo nach Jahren erstmals wieder Anschläge stattfanden. In beiden Ländern waren Homosexuelle die Zielscheibe tödlicher Angriffe.