Gut eine Woche nach der Flutkatastrophe blicken die Menschen in den betroffenen westdeutschen Gebieten mit Sorgen auf die Wetteraussichten für das kommende Wochenende. Schauerartiger Regen und Gewitter werden in Rheinland-Pfalz und auch im Saarland erwartet. Es könne erneut Starkregen geben, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstag. Die Abfallentsorger müssen unterdessen Unmengen von Sperrmüll beseitigen.

"Der Müll muss weg. Und das schnell, um Hygieneprobleme zu vermeiden und Verkehrshindernisse aus dem Weg zu räumen", sagte ein Sprecher der für die Abfallwirtschaft zuständigen Stelle. Vieles müsse wohl verbrannt werden. "Möbel und andere Gegenstände, die durch das Hochwasser unbrauchbar geworden sind, eignen sich nicht für ein stoffliches Recycling." Probleme könnte es bei der Entsorgung des Bauschutts von zerstörten Häusern geben.

Im Katastrophengebiet Erftstadt-Blessem in Nordrhein-Westfalen (NRW) dürfen einige Bewohner voraussichtlich schon von Donnerstag an dauerhaft in ihre Häuser zurück. Voraussetzung sei, dass die Standsicherheit der Gebäude gewährleistet ist. Zuvor hatte der Krisenstab bereits beschlossen, dass viele andere Anrainer am Donnerstag zumindest kurz in ihre Wohnungen und Häuser dürfen, um persönliche Gegenstände zu holen. Dabei sollten sie von Einsatzkräften begleitet werden.

"Monumentales Systemversagen"

Vergangene Woche hatte ein Unwetter mit Starkregen eine verheerende Flut in Rheinland-Pfalz und NRW ausgelöst: Bei der Hochwasser-Katastrophe kamen nach bisherigen Erkenntnissen mehr als 170 Menschen ums Leben. Teile der Region Ahrweiler haben noch immer weder Wasser noch Strom.

Als "monumental failure of the system", als "monumentales Systemversagen", hat die britische Hydrologin Hannah Cloke das Verhalten der deutschen Behörden in der Flutkatastrophe bezeichnet.  Das saß. Spätestens seit dieser Aussage der britischen Expertin steht das zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Fokus der Kritik. Rund 400 Mitarbeitende hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. Das sei eine "Mini-Behörde", kritisiert der Berliner Katastrophenforscher Henning Goersch in der "Tagesschau". Das Krisenmanagement gehöre auf die Bundesebene gestellt, fordert er.

Weitere Todesopfer geborgen

Unterdessen stieg auch die Zahl der bestätigten Todesopfer. Im Norden von Rheinland-Pfalz sind bisher 128 Menschen tot geborgen worden. Das teilte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag mit. "Wir müssen von der schrecklichen Annahme ausgehen, dass diese Zahl noch steigen wird." Die Menschen im Katastrophengebiet seien an Leib und Seele verletzt. Insgesamt wurden bisher 176 Todesopfer in den beiden betroffenen Bundesländern bestätigt.

Nach der Sturzflut an der Ahr in Rheinland-Pfalz haben Einsatzkräfte etwa 330 Menschen mit Hubschraubern von Dächern und Bäumen gerettet. Insgesamt seien bis zu 36 Hubschrauber im Einsatz gewesen, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag. Zurzeit seien im Kreis Ahrweiler 3.500 Kräfte des Katastrophenschutzes, 1.050 Polizisten und 853 Soldaten im Einsatz. In dem Landkreis wurden 62 Brücken zerstört und 13 weitere beschädigt. Lewentz zeigte sich besorgt, dass der für das Wochenende angekündigte Regen die Situation zusätzlich erschweren könnte.

Ebenfalls im Dauereinsatz sind Kriseninterventionskräfte, die sowohl bei betroffenen Bürgern als auch Helfern psychologische Hilfe leisten. Viele Menschen seien nach der Flutkatastrophe traumatisiert, sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes Gerda Hasselfeldt.