In einer kurzen Video-Botschaft an die Nation erklärte der britische Premier Boris Johnson Freitagmittag, er habe ein leichtes Fieber und hartnäckigen Husten, und ein vom medizinischen Top-Berater der Regierung angeordneter Test auf Coronavirus sei positiv ausgefallen.

„Ich arbeite jetzt von zu Hause aus, isoliere mich selbst, und das ist genau die richtige Maßnahme“, sagte Johnson. „Aber ich möchte hundertprozentig klar machen, dass ich weiter mit meinem gesamten Spitzenteam in Verbindung stehe und den nationalen Kampf gegen das Coronavirus weiter anführen werde.“

In dem Video zeigte sich Johnson relativ robust und entsprechend kampfentschlossen. Sollte sich sein Gesundheitszustand verschlechtern, steht Außenminister Dominic Raab als sein Vertreter bereit.

Auch der britische Gesundheitsminister Matt Hancock ist mit dem Coronavirus infiziert. Er sei positiv getestet worden und habe milde Symptome, teilte Hancock über Twitter mit.

Mit Erleichterung wurde in Downing Street vermerkt, dass Johnson die 93-jährige Königin Elizabeth vor 16 Tagen zum letzten Mal persönlich getroffen hatte. Seither hatte die in Schloss Windsor abgeschottete Monarchin sich auf telefonische Audienzen mit ihrem Premierminister beschränkt. Ob sie sich ihrerseits einem Test unterzogen hat, ist bislang nicht bekannt.

Zahlreiche Mitarbeiter Johnsons und etliche Minister sollen nun auf das Coronavirus getestet werden. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Befunds wurde auch die Frage laut, ob sich Johnsons schwangere Partnerin Carrie Symonds angesteckt habe. Nach Angaben der "Times" hält sich Symonds zur Zeit nicht in Downing Street auf.

Die Nachricht von der Ansteckung Johnsons sorgte für zusätzliche Unruhe in einem eh schon nervösen London. Die größte Stadt Westeuropas verzeichnet just einen dramatischen Ansturm auf ihre Krankenhäuser und bereitet sich nach Angaben von Ärzten „auf einen regelrechten Tsunami“ in den nächsten Tagen vor.

In fieberhafter Eile wird zur Zeit in einem Ost-Londoner Messezentrum ein Mega-Lazarett für 4.000 Patienten vorbereitet. Auch in Regionalzentren wie Birmingham und Manchester sollen Ausstellungshallen und Konferenzzentren zu Not-Krankenhäusern umgebaut werden.

Mancherorts fehlt zum Ende dieser Woche jedoch schon bis zur Hälfte des Klinikpersonals, wegen befürchteter oder bereits erfolgter Ansteckung. Tausende pensionierter Ärzte und Pfleger wollen unterdessen vorübergehend zum Dienst zurück kehren. Über 700.000 Freiwillige haben sich außerdem registrieren lassen, um „Hilfsdienste“ zu übernehmen.    

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