Muss man sich für die Themen interessieren, für die man als Ministerin zuständig ist? Und ist es klug, das eigene Desinteresse auch noch freimütig im Internet hinauszuposaunen? Man wird es bald wissen: Russlands neue Kulturministerin Olga Ljubimowa jedenfalls holen gerade alte Postings ein, in denen sie verkündet hatte: „Ich kann Opern nicht ausstehen“ – und mit Ballett, Museumsbesuchen oder Arthouse-Kino geht es ihr ganz gleich. Den Louvre ließ sie, konsequenterweise, bei ihrem Paris-Besuch gleich weg.

Offiziell sind diese Stellungnahmen seit der Ernennung zur Ministerin aus dem Netz verschwunden, dennoch schlägt der 39-Jährigen einige Häme entgegen. Dass sie über Freunde spöttelte, die an Protesten teilnehmen und an die Zivilgesellschaft glauben, macht die Sache nicht besser.

Dennoch erscheint die Aufregung übertrieben. Wer würde ernstlich erwarten, dass in Moskau jemand ein Ministeramt bekommt, der gegen Putin auf die Straße ging? Auch wenn sich Ljubimowa als Kulturmuffel bezeichnet, darf man vermuten, dass ihre Selbsteinschätzung nicht nur auf Ignoranz der Kunst gegenüber beruht: Sie selbst ist Theaterwissenschaftlerin; ihre Mutter war Schauspielerin.

Als Ministerin löst sie nun den wegen seiner ultrakonservativen und kirchennahen Politik äußerst unbeliebten Kulturminister Wladimir Medinskij ab. Die Regierungsumbildung war Teil des größeren Umbaus, den Präsident Putin kürzlich einleitete – nach allgemeiner Einschätzung, um seinen Machterhalt abzusichern. Die Aktion sieht die größte Verfassungsänderung der russischen Geschichte vor. Gravierende Änderungen der Kulturpolitik sind da nicht zu erwarten.