Paul Voska ist ein Amerikaner, den seine Landsleute als „kräftig“ bezeichnen würden. Sein T-Shirt hat alle Mühe, seinen trainierten Oberkörper zu umschließen, wenn er seine Waffen- und Munitionskoffer aus dem Kofferraum seines Jeeps holt. In der Vorstadt von Charlottesville, jener Stadt im US-Bundesstaat Virginia, die im August vergangenen Jahres von rechten Aufmärschen gebeutelt wurde, befindet sich sein „Zufluchtsort“ – ein privater Schießverein.

Voska arbeitet bei einem Waffenhändler, ist mehrfach ausgezeichneter Schütze und bietet Schießtrainings an. „Wenn die Leute zu mir kommen, stelle ich ihnen immer drei Fragen: Warum bist du hier? Warum glaubst du, eine Waffe zu brauchen und was glaubst du, was ich dir hier beibringe?“ Lautet die Antwort seiner Schüler auf die letzte Frage: „Ich will einfach wissen, wie man mit einer Waffe umgeht“, werden sie von Voska unsanft unterbrochen. „Falsch. Ich werde dir beibringen, wie man schnell und effektiv einen Mensch tötet. Denn darum geht es, wenn man glaubt, eine Waffe zu brauchen.“

Der Nachteil der "lockeren Gesetze"

Der Amerikaner ist viel gereist, vor Jahren hat er als Immobilienmakler in Deutschland gearbeitet. An diesem Nachmittag zerlegt er im neonlicht-hellen Schießkanal eine Glock-Pistole, erklärt ihre Funktionsweise und lässt einen Pappkarton mit dem Umriss eines Menschen ans Ende des Ganges sausen. Dann lädt er die Pistole, drückt sie einem in die Hand und erklärt die richtige Handhabung. Der Rückstoß ist deutlich spürbar, der von Voska gezeigte Griff federt ihn jedoch ab. Er würde sich wünschen, dass mehr Leute Trainings absolvieren, sagt er. „Der Nachteil unserer lockeren Gesetze ist, dass man sich eine Pistole kaufen kann, ohne zu wissen, wie man damit umgeht. Es ist nicht einfach, wirklich präzise zu schießen,“, sagt er. „Vor allem ohne Übung.“

Auf dem Weg ins Freie, wo ein Parcours aus Metallscheiben die Zielgenauigkeit schulen soll, erklärt Voska die Funktionsweise eines Sturmgewehres. Der Rückstoß ist deutlich geringer, das Zielen einfacher. „Deshalb werden diese Dinger bei Schulmassakern verwendet“, sagt er und wird kurz still. Obwohl Waffen Hobby und Beruf Voskas sind, spricht er sich für strengere Gesetze aus. „Es geht nicht, dass es Staaten gibt, in denen Waffenkäufer gar nicht überprüft werden,“, sagt er. Ein Amerika ohne Waffen will er sich dennoch nicht vorstellen. „Wenn man sie als Sport nutzt und weiß, was man tut, machen sie einfach Spaß.“

Der "potentielle Tod"

Was die Teilnehmer seines 450 Dollar teuren Kurses mitnehmen sollen? „Dass Vermeidung und Deeskalation das Wichtigste sind.“ Man müsse alles tun, um die Waffe nicht ziehen zu müssen. „Die Leute glauben, dass sie sicherer sind, wenn sie ein Waffe bei sich tragen. Doch das Gegenteil ist der Fall“, sagt er und lädt noch einmal nach. „Die Chancen stehen 50 zu 50, dass du stirbst, wenn du die Waffe ziehst. Du musst dir bewusst sein: Du trägst deinen potenziellen Tod bei dir.“