Gouverneur Florio, wie kam es dazu, dass Ihr Bundesstaat die Waffengesetze verschärft hat?

James Florio: Jersey ist einer der am dichtesten besiedelten Staaten des Landes. Waffengewalt war bei uns schon immer Thema, vor allem in urbanen Vierteln. Deshalb haben wir strengere Regeln eingeführt.

Heute braucht man einen Waffenpass für Pistolen und man muss die Exekutive davon überzeugen, diese auch zu brauchen. Gab es damals Widerstand gegen die Gesetzesänderungen?

Natürlich. Es gab Proteste vor dem Parlamentsgebäude und sogar vor meinem Haus.

Wie haben die Demonstranten ihre Wut begründet?

Die Waffenlobby hatte ihnen eingeredet, dass wir ihnen bald alle Waffen abnehmen würden.

Wie konnte diese Angst besänftigt werden?

Wir haben die Bevölkerung gefragt, ob ein leichter Zugang zu Sturmgewehren oder die fehlende Überprüfung von Waffenkäufern wirklich in ihrem Interesse ist. Die logische Antwort war: nein. Und wir haben ihnen erklärt, dass wir nicht alles konfiszieren, sondern den Staat schlicht sicherer machen wollen. Die echte „Gegenseite“ waren ohnehin Waffenhersteller, -geschäfte und die -lobby. Für sie ging es um viel Geld.

Spricht man mit „Waffenfans“, hört man oft: „Mit dem Besitz von Waffen sichern wir unsere Rechte.“ Zudem stehe das Recht auf Waffen in der Verfassung.

Das höre ich auch oft. Aber in der Verfassung ist von einer regulierten Miliz die Rede, die Waffen haben soll - und nicht von Privatpersonen. Aber selbst wenn man diesen Satz umdeutet, schließt er eine Regulierung nicht aus.

Glauben Sie an ein bundesweites Waffengesetz?

Ja, aber das wird es erst geben, wenn eine signifikante Zahl an Bundesstaaten Regulierungen einführt. Denn wir können diesen Fleckerlteppich an Gesetzen nicht ewig fortführen.

Viele Gouverneure sind für Regulierungen, zögern aber, da eine Befürwortung politischen Selbstmord bedeuten würde.

In vielen Staaten stimmt das auch. Der einzige Ausweg ist, die Öffentlichkeit zu informieren und die Alternativen zum Status quo aufzuzeigen. Sogar NRA-Mitglieder können nicht leugnen, dass Vorbestrafte und psychisch Kranke keine Waffe haben sollten.

Die Lösung vieler Waffenbefürworter nach Schießereien in Schulen: bewaffnete Lehrer. Was halten Sie davon?

Dieser Ansicht ist ja auch der Präsident. Es ist Wahnsinn, Waffen mit Waffen bekämpfen zu wollen. Aber bei ihm kann mich nichts mehr überraschen.

Sind Sie auch mit Waffen aufgewachsen?

Nein, ich habe bis heute mit keiner Waffe geschossen.

Hat die Debatte um eine Regulierung von Waffen das Potenzial, dieses Land zu spalten?

Der ideologische Streit um Waffen ist mehr ein Symptom der Spaltung als ihre Ursache.

Wie meinen Sie das?

Faktoren wie ungleiche Verteilung von Einkommen oder steigende Bildungskosten sind es, die dieses Land spalten. Im Streit um Themen wie Waffen, Abtreibung oder Rechte für Homosexuelle manifestiert sich diese Spaltung lediglich. Am Ende läuft es auf eine Spaltung zwischen jenen hinaus, die ihren guten Status bewahren wollen, und jenen, die mit ihrer Situation unzufrieden sind. Amerika war immer stolz darauf, dass man hier mit harter Arbeit alles werden kann.

Der amerikanische Traum.

Richtig. Aber die Aufstiegschancen sind heute viel limitierter. Das führt zu Frustration. Und am Ende zur Spaltung.