Tausende Migranten überwanden am Freitag mehrere Absperrungen im Grenzort Tecun UmAn und gelangten auf eine Brücke über den Grenzfluss Suchiate. Am Ende der Grenzbrücke wurden sie von Polizisten gestoppt. Am Samstag saßen noch tausende Menschen vor dem Grenzübergang fest.

Die Flüchtlinge, von denen die meisten aus Honduras kommen, versuchen über Mexiko in die USA zu gelangen. Unter Rufen wie "Ja, wir können" und "Mexiko! Mexiko!" drückten die Menschen mehrere Metallabsperrungen ein, die ihnen den Durchgang zur Grenzbrücke versperrten. Erst am Ende der Brücke wurden sie von hunderten Polizisten aufgehalten.

Steine, Tränenengas und Gummigeschoße

Aus der Menge wurden Steine und andere Gegenstände auf die Sicherheitskräfte geworfen, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschoße ein. Mehrere Migranten, Polizisten und Journalisten wurden verletzt.

Tausende Honduraner sind derzeit zu Fuß auf der Flucht vor Armut und Gewalt in ihrem Heimatland, ihr Ziel sind die USA. "Wir fliehen vor Gewalt, kommen hier an und bekommen noch mehr Prügel", sagte die 28-jährige Marta Ornelas Cazares unter Tränen. Sie habe darauf gehofft, "friedlich" über die Grenze gelassen zu werden, berichtete die Frau, die ihr Baby fest im Arm hielt, nachdem sie ihre zwei anderen Kinder im Gedränge verloren hatte.

"Wir haben nichts gegessen", sagte die 48-jährige Marina Alvarado. "Die Soldaten haben uns nur Wasser gegeben." Die Menschen würden "wie Tiere" behandelt. "Bitte macht die Tür auf", rief sie vor der letzten Absperrung.

Keine Einreise ohne Asylantrag

Die mexikanischen Behörden begannen nach eigenen Angaben damit, die Menschen einreisen zu lassen - allerdings nur einer nach dem anderen. Mexiko besteht darauf, dass Migranten ohne Visum einen Asylantrag stellen müssen. Zuerst durften Frauen und Kinder die Grenze überqueren. Sie wurden mit Bussen in Auffanglager gebracht.

"Wir bleiben solange hier, bis sie diesen Zaun öffnen", sagte der 36-jährige Adonai Sanchez, der mit seinen drei Neffen vor dem Grenzübergang ausharrte. Andere Migranten kehrten am Freitagabend nach Guatemala zurück, wo sie in Unterkünften mit Essen und Trinkwasser versorgt wurden. Andere sprangen von der Brücke, um den Grenzfluss zu durchschwimmen oder eine Mitfahrgelegenheit auf einem Floß zu ergattern.

Der Präsident von Honduras, Juan Orlando Hernandez, traf in der Früh (Ortszeit) in Guatemala ein, um sich dort mit seinem Amtskollegen Jimmy Morales zu treffen, wie die guatemaltekische Regierung auf Twitter mitteilte. Morales und Hernandez wollten über eine Strategie und die Logistik sprechen, um die Migranten wieder nach Honduras zu bringen, hieß es.

Trump will reguläre Streitkräfte rufen

US-Präsident Donald Trump hatte die Migranten am Freitag zur Rückkehr aufgefordert. "Sie kommen nicht in dieses Land, sie können genauso gut umdrehen", sagte Trump am Freitag (Ortszeit) in Scottsdale im US-Staat Arizona. Der US-Präsident unterstellte, bei vielen der Migranten handle es sich um Straftäter. "Eine ziemlich große Prozentzahl dieser Menschen sind Kriminelle", sagte Trump. Woher er diese Information haben will, sagte er nicht. Trump hatte angedroht, die Grenze zu Mexiko zu schließen. Er betonte, er werde diesmal nicht die Nationalgarde, sondern die regulären Streitkräfte rufen. Ob das rechtmäßig wäre, ist unklar. Ein Bundesgesetz verbietet es den US-Streitkräften, als Polizeigewalt in den USA Recht und Gesetz durchzusetzen.

Honduras gehört besonders wegen der brutalen und mächtigen Jugendbanden und des Drogenhandels zu den Ländern mit den weltweit höchsten Gewaltraten. Außerdem leben 68 Prozent der neun Millionen Einwohner in Armut.

Nach Angaben der UNO passieren jährlich mehr als eine halbe Million Menschen illegal Mexikos südliche Grenze, um von dort in die USA zu gelangen. Der Stopp der illegalen Einwanderung ist ein Kernthema von Trumps Agenda.