Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kündigte am Montag in New York nach einem Treffen von Unterzeichnern des Atomabkommens von 2015 mit dem Iran ein neues Vorhaben an. Die EU will mittels einer neuen Finanzinstitution von den USA verhängte Sanktionen gegen den Iran umgehen.

Nach ihren Angaben soll eine Zweckgesellschaft - ein sogenanntes Special Purpose Vehicle (SPV) - für "legitime finanzielle Transaktionen" mit dem Iran gegründet werden. Dies solle es europäischen Unternehmen ermöglichen, ihre Geschäfte mit dem Land fortzusetzen, sagte Mogherini.

Die Strafmaßnahmen der USA zielen auch gegen Unternehmen aus Drittstaaten, die weiter mit dem Iran Geschäfte machen. Viele europäische Firmen sind betroffen. Mogherini sagte nun, dass mit der Gründung einer Zweckgesellschaft zur Fortsetzung der Iran-Geschäfte das Atomabkommen gerettet werden solle. Dies sei im "internationalen Interesse".

Zweck des SPV soll es sein, abseits der üblichen Finanzkanäle Zahlungen für Geschäfte europäischer Firmen mit Teheran abzuwickeln. Dadurch soll vermieden werden, dass Banken, die bisher solche Transaktionen abwickelten, selbst Ziel der US-Sanktionen werden.

Das Geld nahm auch bisher schon Umwege, wenn nötig. Skurrilerweise oft über US-Banken, die Mittel und Wege fanden, Geld direkt in den Iran zu überweisen.

USA oder Iran?

Die USA hatten mit dem Austritt aus dem Abkommen Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft gesetzt. Diese stellen Unternehmen aus anderen Ländern derzeit praktisch vor die Wahl, entweder mit dem Iran oder mit den USA Geschäftsbeziehungen zu unterhalten. Vielen großen Unternehmen bleibt wegen ihres großen US-Geschäfts keine Wahl, als sich aus dem Iran zurückzuziehen.

Zuvor hatte sich Mogherini mit den Vertretern Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Russlands, Chinas sowie des Irans am Rande der UN-Vollversammlung in New York hinter verschlossenen Türen getroffen. Die Länder "bedauern zutiefst" den Rückzug der USA aus den Abkommen und die Wiedereinführung der Sanktionen, sagte Mogherini.

Iran hält Verpflichtungen ein

Die Teilnehmer des Treffens seien sich einig gewesen, dass der Iran seine nuklearen Verpflichtungen in vollem Maße einhalte. Das hätten zwölf aufeinanderfolgende Berichte der Internationalen Atomenergiebehörde bewiesen. Die Aussagen sind Gegenstand eines Schriftstücks, dass die nach dem US-Austritt verbliebenen Länder im Atomabkommen unterzeichneten. Bei der Verkündung war auch Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif zugegen.

Das neu geschaffene Instrument soll es Unternehmen ermöglichen, weiterhin mit dem Iran Geschäftsbeziehungen zu unterhalten, ohne in Konflikt mit den US-Sanktionen zu kommen. Obwohl der Iran sich an das Abkommen hält, hatten die USA im August wieder Wirtschaftssanktionen in Kraft gesetzt und bedrohen weltweit alle, die die Sanktionen nicht befolgen. Anfang November soll eine weitere Runde folgen, mit der die USA den Ölexport des Landes unterbinden wollen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas betonte nach seiner Ankunft bei der UN-Generalversammlung in New York, wie wichtig ihm das klare Bekenntnis zu dem Atomabkommen mit dem Iran sei. Eine Strategie, die alleine auf größtmöglichen Druck setze, werde nicht funktionieren. "Wenn sich die Fronten verhärten, macht das nichts besser oder einfacher, sondern vieles gefährlicher und schwieriger", sagte Maas. "Dieser Weg führt in eine Sackgasse der Sprachlosigkeit und birgt die Gefahr einer regionalen Eskalation."

Iran Hauptthema bei UNO

Die USA richten einen großen Teil ihrer Nahost-Politik gegen den Iran. Das Land sei einer der größten, wenn nicht der größte staatliche Unterstützer von Terrorismus, sagte Außenminister Mike Pompeo am Montag in New York. Sicherheitsberater John Bolton fügte hinzu, dass es jedoch nicht Teil der US-Politik sei, die Regierung in Teheran zu stürzen.

Die USA haben das Zurückdrängen des iranischen Einflusses sogar zu einem Schwerpunkt der gesamten UN-Vollversammlung gemacht. Trump will am Mittwoch eine Sitzung des Weltsicherheitsrats leiten, bei dem Iran zum Thema werden soll. Dort ist auch eine Auseinandersetzung mit den Ratsmitglieder Großbritannien, Frankreich, China und Russland denkbar.

Abkommen einseitig aufgekündigt

US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen zur Begrenzung des iranischen Nuklearprogramms im Mai einseitig aufgekündigt, weil er es für unzureichend hält. Er setzte damit auch frühere Wirtschaftssanktionen gegen das Land wieder in Kraft. Weitere Sanktionen sollen im November folgen.