Innerhalb der US-Regierung gibt es nach einem Bericht eines anonymen hochrangigen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" aktiven Widerstand gegen Präsident Donald Trump. Die Zeitung veröffentlichte am Mittwoch (Ortszeit) in einem seltenen Schritt einen anonymen Gastbeitrag.

Dort heißt es: "Viele von Trump Ernannte haben gelobt, dass wir tun, was wir können, um unsere demokratischen Institutionen zu schützen, während wir Herrn Trumps verfehltere Impulse vereiteln, bis er nicht mehr im Amt ist." Das Regierungsmitglied spricht  von “stillen Helden”, die versuchten, “schlechte Entscheidungen im Westflügel des Weißen Hauses zu verhindern”.

"Impulsiver Führungsstil"

Der US-Präsident habe einen “impulsiven Führungsstil”, er sei amoralisch, seine Ideen seien stets “antidemokratisch” und “gegen den Freihandel”. Eine der brisantesten Stellen: Im Kabinett habe es Überlegungen gegeben, Trump mithilfe des Zusatzartikels 25 des Amtes zu entheben, berichtet die "Huffington Post". Dieser erlaubt es, den US-Präsidenten wegen physischer oder psychischer Gründe abzusetzen. Der Artikel wurde bisher in der US-Geschichte noch nicht angewendet. 

Trump wies den Gastbeitrag als "anonym, das heißt feige" zurück.  Die “Washington Post” berichtet unter Berufung auf zwei Quellen von einem “vulkanischen” Wutausbruch Trumps als Reaktion auf den Kommentar. Er betrachte die Veröffentlichung als Akt des Verrats. Seine Sprecherin Sarah Sanders nannte den Beitrag "erbärmlich, unverantwortlich und selbstsüchtig" und forderte die "New York Times" dazu auf, sich zu entschuldigen. Der Autor hintergehe den gewählten Präsidenten, statt ihn zu unterstützen, kritisierte Sanders. "Dieser Feigling sollte das Richtige tun und zurücktreten."

Mitarbeiter würden laut Huffington Post die Sprachmuster des Autors analysieren, um so Rückschlüsse auf den Verfasser zu ziehen. “Das Problem für den Präsidenten ist, dass es so viele Menschen sein könnten”, sagt ein Regierungsmitarbeiter der “Washington Post”. “Man kann es nicht auf eine Person eingrenzen.”

Die Jagd ist eröffnet

Der Politikberater Philippe Reines, früher tätig im Außenministerium von Hillary Clinton, veröffentlichte auf Twitter eine Liste der Personen, die als Verfasser des Kommentars in Betracht für ihn kommen. Darunter sind hochrangige Regierungsmitglieder wie der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, Dan Coats, der Stabschef des Vize-Präsidenten, Nick Ayers, oder die US-Botschafterin für die Vereinten Nationen, Nikki Haley.

Name des Autors bekannt

Die "New York Times" berichtete, ihr sei der Name des Autors bekannt. Seine Anonymität werde auf seine Bitte hin gewahrt, weil sein Job sonst in Gefahr sei. "Wir glauben, dass die anonyme Veröffentlichung dieses Essays die einzige Möglichkeit ist, unseren Lesern eine wichtige Sichtweise zu übermitteln."

"Die Wurzel des Problems ist die Amoralität des Präsidenten", schreibt der Regierungsmitarbeiter in dem Gastbeitrag. "Das Dilemma - was er nicht ganz versteht - ist, dass viele hochrangige Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung von innen heraus unablässig daran arbeiten, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern. (...) Ich bin einer von ihnen."