Die Abschlusserklärung zum laufenden EU-Gipfel in Sofia liegt nun vor und bestätigt die schon vor Jahren eingeschlagene, aber zwischendurch eingeschlafene Marschrichtung. Auch wenn sich in vielen Mitgliedsländern die Freude in Grenzen hält, so kamen die Staats- und Regierungschefs doch zum Schluss, dass an einer Einladung an die Westbalkanstaaten kein Weg vorbeiführt. Türkei, Russland, China oder auch Saudiarabien versuchen, sich einen Einfluss zu sichern, dem muss man zuvorkommen, so der Tenor. Oder, wie es Bundeskanzler Sebastian Kurz ausdrückte: „Der Westbalkan ist sowohl geografisch als auch emotional ein Teil Europas."

Es sind wirtschaftliche Interessen, die da mitspielen, kein Zweifel. Es geht aber auch darum, die Region nicht noch einmal im Chaos versinken zu lassen. Nicht-westlicher Einfluss führe dort zu Radikalisierung, ethnischen Konflikten, den Problemfeldern - Korruption, Kriminalität, fehlender Medienfreiheit, Islamisierung - wären quasi vor der Haustür Europas Tür und Tor geöffnet.

Doch genau diese Problemfelder müssen beseitigt werden, davor ist an eine Aufnahme in den Klub nicht zu denken. Die EU will dazu beitragen, zunächst einmal durch Geld für den Ausbau von Straßen und Datennetzen. Man will gemeinsam an einer Außen- und Sicherheitspolitik arbeiten und sich dem Kampf gegen Schwerkriminalität und Terrorismus widmen. Letzten Endes liegt es an den Kandidaten selbst, die Voraussetzungen zu schaffen. Serbien und Montenegro sind weit voran, Albanien und Mazedonien folgen, Bosnien-Herzegowina und der Kosovo hoffen darauf, noch im Juni ebenfalls zumindest einmal auf die Liste zu rutschen. Ob, wie Erweiterungskommissar Johannes Hahn das Jahr 2025 als "indikatives Datum" ins Spiel brachte, tatsächlich für die ersten Anwärter realistisch ist, kann jetzt noch niemand sagen. Beifall für den eingeschlagenen Weg gibt es jedenfalls rundum, inklusive der europäischen Wirtschaftskammern, die von Christoph Leitl vertreten werden.

Um bis zum nächsten großen Schritt nicht wieder 15 Jahre verstreichen zu lassen, hat Kroatien bereits erklärt, während seiner Präsidentschaft im Jahr 2020 einen weiteren Westbalkan-Gipfel einzuplanen. Österreich, das die Präsidentschaft ja im Juli übernimmt, hat das Thema ebenfalls als Schwerpunkt eingeplant.