Auch wenn die Altösterreicher in Slowenien die gleiche Sprache, ein Deutsch des ganz alten Schlags, reden – mit einer Stimme sprechen sie selten. Zu zerstritten sind die einzelnen Gruppen. Am Dienstag aber raufen sie sich zusammen. Denn noch bevor Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu seinem offiziellen Staatsbesuch in Laibach ankam, machte er in Marburg Halt, traf die Vertreter der deutschsprachigen Minderheit und nahm sich ihrer Existenzsorgen an.

Ein Thema das er am gestrigen Mittwoch beim offiziellen Teil seiner Reise immer wieder aufs Tapet brachte – ob im Gespräch mit Staatspräsident Borut Pahor oder Regierungschef Miro Cerar. Denn auch wenn Pahor einmal das Wort „manjsina“, also Minderheit, auskam; offiziell spricht man von ethnischen Slowenen, die Deutsch sprechen. Eine Bezeichnung die auch mit einer Einschränkung von Rechten einhergeht. „Zuvorderst müssen wir einmal schauen, dass wir eine Grundfinanzierung für die Vereine schaffen, damit sie im Winter wenigstens heizen können“, so Van der Bellen pragmatisch.

Nicht weniger brisant die übrigen Themen, die im Gespräch der Staatschefs angeschnitten wurden: Grenzkontrollen, der Zaun in der Südsteiermark, schleppende Restitutionen, das Atomkraftwerk Krsko und Sozialdumping. Einzig die Erwähnung der slowenischen Minderheit in der neuen Kärntner Landesverfassung wurde von beiden Seiten goutiert. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser saß in diesem Moment sichtlich zufrieden in der ersten Reihe.

Österreichs Hafen liegt in Slowenien

Militär, Musik und Kinder gab es beim offiziellen Empfang
Militär, Musik und Kinder gab es beim offiziellen Empfang © APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
Auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser nahm am Staatsbesucht teil
Auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser nahm am Staatsbesucht teil © Schäfermaier/LPD

War die Zusammenkunft also ein Krisentreffen? „Es ist halt wie in einer ordentlichen Familie, man redet sich die Sachen aus“, kommentiert Wirtschaftskammer Präsident Christoph Leitl am Rande eines begleitenden Wirtschaftsforums die umfassende Agenda. Und dass man aus den Gesprächen der beiden Präsidenten keine unmittelbaren Ergebnisse erwarten dürfte, gestand auch Van der Bellen ein. „Wir haben keine Exekutivgewalt. Aber wir können auf die Regierungen einwirken.“
Offen lobbyiert wurde beim Wirtschaftsforum von Österreichischer Seite auch für einen Zugang Sloweniens zu internationalen Gewässern. Wiederum aus Pragmatismus: Der Hafen Koper ist wichtigster Umschlagplatz für den Im- und Export österreichischer Güter, noch vor Triest oder deutschen Nordseehäfen.In seiner Komfortzone angekommen ist Van der Bellen schließlich beim Gespräch mit Studierenden der Politikwissenschaftlichen Fakultät. Dort konnten er und Pahor ihre Idee der „Vereinigten Staaten von Europa“ propagieren. Nicht, ohne die Mängel des derzeitigen Systems zu kritisieren. „Frederica Mogherini ist die Außenbeauftragte der EU. Aber wem ist die verantwortlich? Der Kommission? Den EU 27? Oder doch uns allen?“, regte Van der Bellen zum Diskurs an.