Die US-Bundespolizei habe die Nachrichten an das Außenministerium weitergegeben. Sie sollen im Zuge einer früheren Vereinbarung veröffentlicht werden, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, am Montag in Washington.

Kritik an Clinton

Die Vereinbarung war mit der konservativen Organisation Judicial Watch geschlossen worden. Zunächst sollen private Mails aussortiert und vertrauliche Stellen geschwärzt werden. Die Auswertung solle bis Ende September abgeschlossen sein. Clinton steht seit langer Zeit in der Kritik, weil sie als US-Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten Server verschickt hatte. Das FBI untersuchte den Fall, empfahl aber nach Abschluss der Untersuchungen, Clinton nicht anzuklagen.

Judicial Watch pochte vor Gericht auf die Veröffentlichung der E-Mails. FBI-Direktor James Comey hatte bereits vor Wochen von "mehreren Tausend weiteren E-Mails" gesprochen, die gelöscht worden seien, aber wiederhergestellt werden konnten.

Vorsprung auf Trump

Am Montag wurden ferner E-Mails aus dem Clinton-Fundus bekannt, die von Judicial Watch selbst öffentlich gemacht wurden. Sie stammen von der engen Clinton-Vertrauten Huma Abedin und sollen den Verdacht nahelegen, dass Spender für die Clinton-Stiftung von Hillarys Ehemann Bill leichter Zugang zur Außenministerin bekommen hatten. So wandte sich der Kronprinz von Bahrain im Mai 2009 mit der Bitte um ein Treffen mit Clinton an die Stiftung, nachdem er auf dem üblichen Weg eine Absage bekommen hatte - mit Erfolg.

Wirbel um Stiftung

Clintons Widersacher im Rennen um das Weiße Haus, Donald Trump, forderte eine Schließung der Clinton-Stiftung. Sie selbst wies die Vorwürfe zurück. Das Wahlkampfteam des republikanischen Kandidaten Donald Trump versucht bereits, Clinton wegen der Affäre als unglaubwürdig darzustellen. Zurzeit hat sie Umfragen zufolge einen Vorsprung vor Trump. Gewählt wird am 8. November.

Bill Clinton hatte bereits vergangene Woche angekündigt, seine Stiftung werde keine Spenden von Unternehmen oder aus dem Ausland mehr annehmen, falls seine Frau zur Präsidentin gewählt werde. Zudem werde er den Stiftungsrat verlassen.

In einem Brief an Unterstützer der Stiftung kündigte er am Montag Reformen an, "um berechtigte Sorgen über mögliche Interessenskonflikte zu beseitigen". Demnach sollen künftig nur noch Spenden von US-Bürgern, unabhängigen US-Stiftungen und von Menschen mit ständigem Wohnsitz in den USA angenommen werden. Internationale, mit ausländischem Geld finanzierte Hilfsprogramme sollten an andere Organisationen übergeben werden.

Die E-Mail-Affäre - worum geht's eigentlich?

Anders als vorgeschrieben hatte Clinton ihre dienstliche Korrespondenz über einen privaten Server abgewickelt. Dafür wurde und wird sie anhaltend kritisiert. Im Dezember 2014 übergab sie rund 30.000 E-Mails an das State Department und an das FBI. Diese wurden Stück für Stück komplett veröffentlicht.

Allerdings entschied sich Clinton auch, 31.000 weitere E-Mails zu löschen - ihrer Ansicht nach waren sie privat. Sie gab an, darin gehe es etwa um die Hochzeitspläne ihrer Tochter Chelsea, die Beerdigung ihrer Mutter, ihr Yogaprogramm oder den Familienurlaub.

Bis heute gibt es bohrende Zweifel, ob Clinton Informationen verschwinden ließ, die ihre politische Kompetenz infrage stellen könnten.

Das FBI hat untersucht, ob Clinton über ihren Server und mehrere Geräte auch vertrauliche Informationen verschickte oder empfing. Die Bundespolizei empfahl schließlich im Sommer 2016, auf eine Anklage zu verzichten. Sie verband das aber mit sehr harscher Kritik an Clintons Vorgehensweise. Ihre Vertrauten und sie selbst hätten damals extrem sorglos gehandelt. Möglicherweise seien Feinde der USA in Clintons persönliches E-Mail-Konto eingedrungen.

Mit dem Anklageverzicht schien für Clinton die größte Bedrohung der Affäre beigelegt. Allerdings nahm kurz danach das US-Außenministerium interne Ermittlungen zum Umgang Clintons mit vertraulichen Informationen wieder auf, bevor nun die Existenz einer weitere Welle bisher unbekannter Mails sowie veröffentlichter Schriftverkehr mit ihrer Stiftung an die Öffentlichkeit gelangten.