Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will alle Klagen wegen Beleidigung seiner Person zurückziehen. Dies sei eine Einmal-Geste, berichtete Reuters am Freitagabend. Außerdem meinte Erdogan zu Kritik der westlichen Staaten, diese sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.

Mangelnde Solidarität beklagt

Zudem hat Erdogan eine mangelnde Solidarität westlicher Staaten nach dem Putschversuch beklagt. Länder, die sich mehr um das Schicksal der Putschisten als um die türkische Demokratie sorgten, könnten keine Freunde sein, sagte der islamisch-konservative Politiker am Freitagabend vor Hunderten Anhängern im Präsidentenpalast in Ankara.

Das Verhalten vieler Länder und ihrer Politiker sei beschämend. Die westlichen Verbündeten der Türkei haben den Putschversuch verurteilt, sind aber überrascht, wie stark die Regierung gegen mutmaßliche Beteiligte vorgeht. Zehntausende Soldaten, Polizisten, Beamte oder Lehrer sind suspendiert, entlassen oder verhaftet worden. Ihnen werden Verbindungen zu Erdogans Rivalen Fethullah Gülen vorgeworfen. Der Staatschef wirft dem in den USA lebenden Prediger vor, hinter dem Putsch zu stecken. Gülen hat dies zurückgewiesen. Kritiker werfen Erdogan vor, den gescheiterten Staatsstreich zu nutzen, um gegen Regierungskritiker vorzugehen.

35 PKK-Kämpfer in der Türkei getötet

Die türkische Armee unterdessen hat im Südosten des Landes 35 Kämpfer der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK getötet. Die Extremisten hätten am Samstag versucht, einen Militärstützpunkt in der Provinz Hakkari zu stürmen, teilten Vertreter des Militärs mit. Bei Kämpfen am Freitag wurden acht Soldaten getötet. Seit dem Zusammenbruch eines zweieinhalb Jahre geltenden Waffenstillstands im vergangenen Sommer kommt es im Südosten regelmäßig zu Gefechten zwischen Armee und PKK-Rebellen.