Gewerkschaftsaktivisten errichteten am Donnerstag Barrieren vor Atomkraftwerken und Industrieanlagen, ein Bahnstreik führte den zweiten Tag in Folge zu erheblichen Behinderungen im Schienenverkehr.

Gegen Hollandes Pläne einer Lockerung des französischen Arbeitsrechts machen die Gewerkschaften schon seit rund drei Monaten mobil. Die Fronten sind verhärtet, weil die sozialistische Regierung an der Reform festhält und auch die weit links stehende Gewerkschaft CGT nicht nachgeben will. Die CGT setzt deswegen auf Streiks und Blockaden unter anderem in Ölraffinerien.

Atomkraftwerke

Für Donnerstag stimmten die Beschäftigten in 16 von Frankreichs 19 Atomkraftwerken für zeitweilige Arbeitsniederlegungen. Schon vor einer Woche hatten die Gewerkschaften für eine Drosselung der Produktion in einer Reihe von AKWs gesorgt, ohne dass dies die Stromversorgung behinderte. In Frankreich stammen rund drei Viertel des produzierten Stroms aus der Atomkraft.

Demonstranten blockierten am Donnerstag unter anderem den Zugang zum nordfranzösischen Atomkraftwerk Flamanville, außerdem zu einer Renault-Fabrik nahe Rouen und zu einem Gewerbegebiet in Dieppe am Ärmelkanal. Blockiert wurde nach Gewerkschaftsangaben auch eine Fabrik nahe Lyon, die Arbeitgeberpräsident Pierre Gattaz gehört. Der hatte kürzlich die CGT wegen ihrer Blockaden mit "Terroristen" verglichen, räumte später aber eine "unangebrachtes" Äußerung ein.

Bahn

Den zweiten Tag in Folge streikten auch die Bahnbediensteten. Wie auch am Vortag sollten nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge rollen. Schnellzugverbindungen nach Deutschland waren nicht betroffen, einige Thalys-Schnellzüge nach Belgien - wo am Donnerstag ebenfalls gestreikt wurde, fielen jedoch aus. Bei der Staatsbahn SNCF wird weniger wegen der Arbeitsmarktreform gestreikt, sondern in erster Linie wegen Verhandlungen über Arbeitsbedingungen im Unternehmen und in der Bahnbranche.

Nahverkehr

Ein Streik bei den Pariser Nahverkehrsbetrieben führte am Donnerstag zunächst zu keinen Behinderungen. Metros, Busse und Vorstadtzüge rollten wie normal. Nur leichte Behinderungen gab es im Flugverkehr, weil Fluglotsen aus Protest gegen die Arbeitsmarktreform die Arbeit niederlegten. Ein größerer Fluglotsenstreik von Freitag bis Sonntag aus Protest gegen Stellenkürzungen wurde dagegen abgesagt, wie Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies mitteilte.

Pilotenstreik

Dagegen rückt ein Pilotenstreik bei der Fluggesellschaft Air France näher: Die zweitgrößte Pilotengewerkschaft Spaf kündigte einen Streik ab dem 11. Juni an - die Fußball-Europameisterschaft beginnt einen Tag zuvor. Die größte Pilotengewerkschaft SNPL hat sich noch nicht geäußert. Hintergrund sind Lohnkürzungen.