Auf die bei einem Treffen der CDU- bzw. CSU-Fraktionschefs aus Bund und Ländern gestellte Frage, was geschehen solle, falls eine große Zahl von Flüchtlingen über Italien nach Europa einreisen würde, antwortete Merkel laut Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Dann macht Österreich den Brenner dicht."

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Prinzipiell sei Rom dafür zuständig, die Menschen unterzubringen und zu registrieren, erläuterte die Kanzlerin bei dem Treffen am vergangenen Sonntag. Auf die Nachfrage des bayerischen CSU-Landtagsfraktionschefs Thomas Kreutzer, was passiere, wenn die italienische Regierung dieser Verpflichtung nicht nachkommen könne oder wolle und sich wieder Hunderttausende auf den Weg nach Deutschland machten, antwortete Merkel, dass dann Österreich seine Grenze zum Brenner dichtmache.

Mehrere Teilnehmer der Sitzung zeigten sich hinterher verwundert über die Aussage, weil die Kanzlerin eine Schließung der deutschen Grenze ablehnt und die Regierung in Wien dafür kritisiert hat, dass sie die Grenze teilweise geschlossen und eine Obergrenze für Flüchtlinge eingeführt habe.

Steinmeier in Wien

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der derzeit in Wien weilt - ihm wurde von Bundespräsident Heinz Fischer das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande verliehen - gab der Hoffnung Ausdruck, dass Österreich und Deutschland in der Flüchtlingsfrage wieder stärker zu einer gemeinsamen Linie finden. 

Lob von Obama

US-Präsident Barack Obama lobte unterdessen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihren Mut in der Flüchtlingskrise. "Sie hat wahre politische und moralische Führung gezeigt", sagte Obama kurz vor seinem Besuch in Deutschland im Interview mit "Bild". "Wir können nicht einfach unseren Mitmenschen die Tore verschließen, wenn sie in so großer Not sind. Das wäre ein Verrat an unseren Werten."

US-Präsident Obama
US-Präsident Obama © APA/AFP/JIM WATSON

Obama sagte, er betrachte Angela Merkel als einen seiner engsten Partner und auch als Freundin, darauf sei er stolz. "Wenn sie etwas sagt, meint sie es auch. Wenn sie sagt, dass sie etwas machen wird, dann macht sie es. Ich vertraue ihr."

Sonntag nach Deutschland

Man habe einiges gemeinsam durchgemacht, sagte Obama. "Wenn es in den bilateralen Beziehungen einmal rumpelte, wie es unweigerleich einmal zwischen zwei Ländern vorkommt, haben wir das partnerschaftlich gelöst, in gegenseitigem Respekt."

Der US-Präsident dankte Deutschland für dessen entscheidenden Beitrag zum Atomabkommen mit dem Iran. Auch im Kampf gegen den Islamischen Staat und den Terror sei Deutschland einer der engsten Partner.

"Die Botschaft meiner Reise lautet, dass die Vereinigten Staaten - oder vielmehr die ganze Welt - ein starkes, wohlhabendes und vereintes Europa brauchen", sagte Obama.

Obama ist derzeit in London. Er reist am Sonntag nach Hannover.