Ein Mord, spanndender als ein Thriller -  Der Fall Litwinenko: Mehr als neun Jahre nach dem Giftmord an Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko hat ein Richter heute Vormittag die Ergebnisse einer gerichtlichen Untersuchung des Falls vorgelegt. Mit Spannung wurde erwartet, ob und wie deutlich Robert Owen die russische Regierung als Drahtzieher des Mordes im November 2006 in London nennt.

"Die FSB-Operation zur Tötung von Herr Litwinenko ist wahrscheinlich von Herrn Patruschew und auch Präsident Putin gebilligt worden", heißt es in dem Text, der in London vorgestellt worden ist. Nikolai Patruschew war von 1999 bis 2008 Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.

Die gerichtliche Untersuchung ist nicht mit einem Prozess gleichzusetzen und hat keine direkten strafrechtlichten Konsequenzen.

Alexander Litwinenko - vor dem Anschlag
Alexander Litwinenko - vor dem Anschlag © AP

Der Russe Litwinenko, ein früherer Agent, war mit 43 Jahren an einer Vergiftung mit radioaktivem Polonium 210 gestorben. Kurz vor seinem Tod beschuldigte er Präsident Wladimir Putin, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die britische Regierung wollte verhindern, dass der Fall wieder öffentlich aufgerollt wird, doch Litwinenkos Witwe Marina setzte sich durch.

Marina Litwinenko
Marina Litwinenko © APA/AFP/NIKLAS HALLE'N

Wie ein Agententhriller

Grüner Tee, Ex-Spione und radioaktives Gift sind die Zutaten für den Agententhriller um Alexander Litwinenko. Ein chronologischer Überblick über die wichtigsten Ereignisse:

November 1998: Der ehemalige Agent Litwinenko behauptet in Moskau, der Inlandsgeheimdienst FSB habe ihn beauftragt, den Oligarchen Boris Beresowski zu ermorden.

Ende 2000: Litwinenko flieht nach London und bekommt politisches Asyl, Beresowski unterstützt ihn.

2002: Litwinenko behauptet in einem Buch, 1999 seien Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland von Geheimdienstlern verübt worden, um einen Vorwand für den zweiten Tschetschenien-Krieg zu haben.

7. Oktober 2006: Die Journalistin Anna Politkowskaja wird vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen, Litwinenko recherchiert.

11. November 2006: Litwinenko trifft sich im Hotel Millennium im schicken Londoner Stadtteil Mayfair mit Andrej Lugowoi und Dmitri Kowtun zum Tee. Wenige Stunden später wird er ins Krankenhaus gebracht. Er beschuldigt Präsident Wladimir Putin, die Vergiftung in Auftrag gegeben zu haben.

23. November 2006: Litwinenko stirbt. Seine Familie beschuldigt erneut den Kreml.

22. Mai 2007: Die britische Staatsanwaltschaft leitet ein Strafverfahren wegen Mordes gegen Lugowoi ein, Moskau verweigert die Auslieferung.

11 Februar 2014: Das höchste britische Gericht entscheidet, dass das Innenministerium eine von Litwinenkos Witwe geforderte öffentliche Untersuchung des Falls zu Unrecht ausgeschlossen hat.

31. Juli 2014: Eine gerichtliche Untersuchung des Falls in London wird offiziell eingeleitet

27. Jänner 2015: Beginn der Anhörungen.