Tausende Menschen haben am Sonntag an der Trauerfeier für einen am Vortag getöteten kurdischen Anwalt teilgenommen. Der prominente Menschenrechtler Tahir Elci wurde in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir erschossen, einer Hochburg der Kurden. Er gab gerade eine Erklärung vor Journalisten ab, als die Schüsse fielen. Bei dem Überfall wurden auch zwei Polizisten getötet.

Elci, der auch Präsident der örtlichen Anwaltskammer war, zog den Unmut der Behörden auf sich, weil er im Fernsehen erklärte, die Kurdische Arbeiterpartei PKK sei keine terroristische Gruppierung. Im Oktober wurde er deswegen vorübergehend festgenommen. Ihm drohte ein Prozess wegen des Vorwurfs der Propaganda für eine terroristische Organisation. Elci hatte aber auch die Gewaltakte der PKK verurteilt. Die Türkei, die USA und die EU haben die PKK als Terrororganisation eingestuft. Seit Beginn des Aufstandes 1984 sind mehr als 40.000 Menschen getötet worden.

Video: Ausschreitungen in der Türkei

Der Tathergang blieb trotz zahlreicher Videoaufnahmen unklar. Die Bilder zeigten Polizisten in Zivilkleidung, die auf andere Männer schossen. Polizeiaufnahmen zeigten ein Auto, aus dem Schüsse auf Beamte abgefeuert wurden. Nach Angaben des Innenministeriums war dies der Beginn eines Schusswechsels. "Tahir Elci kam ins Kreuzfeuer zwischen der Polizei und Terroristen", sagte Innenminister Efkan Ala. Der Gouverneur von Diyarbakir verhängte nach dem Anschlag eine Ausgangssperre.

In Istanbul ging die Polizei am Samstagabend mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Hunderte Demonstranten vor, die sich zum Gedenken an Elci versammelt hatten.