Dort hätten am Sonntag 100 bis 200 Palästinenser Steine und Brandbomben auf Sicherheitskräfte geworfen, sagte eine israelische Armeesprecherin. Bei schweren Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten an mehreren Brennpunkten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem wurden nach Angaben von Ärzten Hunderte Palästinenser verletzt.

Auslöser von Unruhen der vergangenen Wochen ist ein Streit um die Nutzung des Tempelbergs in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist. Israel verbot Palästinensern aus dem Westjordanland am Sonntag nach zwei tödlichen Anschlägen für zwei Tage den Zutritt zur Jerusalemer Altstadt.

Die palästinensische Rettungsorganisation Roter Halbmond teilte am Montag mit, mehr als 450 Palästinenser seien nach Konfrontationen medizinisch behandelt worden. Viele hätten Schussverletzungen erlitten, darunter auch drei Sanitäter der Organisation.

Angesichts der schweren Spannungen sperrte die israelische Armee am Montag mehrere vom Militär kontrollierte Übergänge nahe großer Palästinenserstädte. Der israelische Geheimdienstminister Yisrael Katz hatte am Sonntag nach der Serie tödlicher Anschläge auf Israelis mit einer neuen Militäroffensive gegen die Palästinenser gedroht.

Als Reaktion auf einen Raketenbeschuss flog die israelische Luftwaffe in der Nacht auf Montag einen Angriff im Gazastreifen. Beschossen worden sei eine "Terroreinrichtung" der radikalislamischen Hamas im Norden des Küstengebiets, teilte Armeesprecher Peter Lerner mit. Zuvor war nach seinen Angaben eine Rakete aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels abgefeuert worden. Berichte über Verletzte habe es nicht gegeben. Einem Bericht der "Jerusalem Post" zufolge bekannte sich die Sheikh-Omar-Hadid-Brigade, die der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nahe stehen soll, zu der Attacke.

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon teilte mit, er sei sehr besorgt, dass die Vorfälle Vorzeichen eines "gefährlichen Abgleitens hin zur Eskalation" seien. Es beunruhige ihn auch, dass militante palästinensische Gruppen die tödlichen Anschläge gelobt hätten. Ban rief alle Beteiligten dazu auf, Gewalt zu verurteilen, und Ruhe zu bewahren, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern unterdessen einen erbitterten Kampf gegen "palästinensischen Terrorismus" an. Der Regierungschef sprach von einem "Kampf bis zum Tod" und stellte zugleich ein neues Maßnahmenpaket gegen Attentäter vor. Die Sperre der Jerusalemer Altstadt für Palästinenser blieb auch am Montag in Kraft.

Nach Angaben von Netanyahus Büro vom Sonntagabend sollen die neuen Maßnahmen "Terror verhindern und Attentäter abschrecken und bestrafen". Dazu zählt etwa der "beschleunigte Abriss von Häusern von Terroristen". Auch soll die Praxis, Verdächtige ohne Gerichtsverhandlung zu inhaftieren, verstärkt angewendet werden. In Jerusalem und dem besetzten Westjordanland sollen die Sicherheitsmaßnahmen ausgeweitet werden. "Aufwiegler" sollen noch rigider vom Tempelberg ferngehalten werden.

Netanyahu hatte am Sonntag unmittelbar nach seiner Rückkehr von der UNO-Generaldebatte in New York seine Minister für Verteidigung und Innere Sicherheit sowie hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden zusammengerufen, um über die jüngste Gewalt in Ost-Jerusalem und dem Westjordanland zu beraten. Der Ministerpräsident steht unter Druck rechtsgerichteter Mitglieder seiner Koalition, mit Härte auf die zunehmenden Auseinandersetzungen zu reagieren.