Die vor über einem Jahr von der islamistischen Terrororganisation Boko Haram entführten Schülerinnen aus dem Ort Chibok seien aber nicht darunter. Dies teilte Armeesprecher Oberst Sani Usman am Dienstagabend in einer Erklärung mit.

Wie nigerianische Medien online berichteten, wurde bestätigt, dass sich die Geiseln in verschiedenen Camps der Extremisten im dichten Sambisa-Wald befunden hätten. Die Streitkräfte hätten drei Lager der Islamisten zerstört. "Wir müssen erst noch genau feststellen, woher die befreiten Personen stammen", so Olukolade. Die Mädchen und Frauen würden nun befragt, um ihre Identität festzustellen.

Weltweites Entsetzen

Die Entführung von über 276 Schülerinnen aus dem nordostnigerianischen Ort Chibok hatte im April vergangenen Jahres für weltweites Entsetzen gesorgt. Dutzende von ihnen konnten später fliehen, doch blieben 219 Schülerinnen in der Gewalt der Islamisten. Der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau erklärte später, sie alle seien zum Islam konvertiert und verheiratet worden.

Ein letztes Lebenszeichen hatte es im Mai vergangenen Jahres gegeben, als die Mädchen in einem Video der Gruppe auftauchten. In den Wochen nach der Entführung hatten Sicherheitskräfte und Einwohner von Borno gesagt, dass es Anzeichen gebe, dass die Mädchen in den Sambisa-Wald gebracht worden seien. Experten bezweifelten aber, dass die Mädchen seit ihrer Entführung in einer Gruppe zusammen gefangen gehalten wurden.

Mitten in der Nacht verschleppt

Es gab auch international Aktionen über soziale Netzwerke, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Auch viele Prominente, darunter US-First Lady Michelle Obama, beteiligten sich daran. Die Mädchen waren mitten in der Nacht aus ihren Schlafsälen verschleppt und in Lastwagen fortgebracht worden. Seither fehlte von ihnen jede Spur.

Die zögerliche Reaktion der Regierung von Präsident Goodluck Jonathan hatte bei den Angehörigen der Mädchen, aber auch bei Bürgerrechtlern in Nigeria und der Welt für scharfe Kritik gesorgt. Nigerias neu gewählter Präsident Muhammadu Buhari hatte kürzlich zum ersten Jahrestag der Entführung verstärkte Bemühungen versprochen, um die Mädchen zu finden. Allerdings hatte er zugleich gewarnt, dass sie womöglich nie gefunden werden.

Gottesstaat

Boko Haram hat seit Beginn vergangenen Jahres laut Amnesty International (ai) im Norden Nigerias mindestens 2000 Frauen und Mädchen entführt. Die Boko Haram entführt junge Mädchen, um sie zum Übertritt zum Islam zu zwingen, sie zwangsweise zu verheiraten oder sie als Sklavinnen der Kämpfer zu halten. Die Gruppe will im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas einen sogenannten Gottesstaat aufbauen.

In den vergangen Jahren waren bei Anschlägen der Gruppe tausende Menschen ums Leben gekommen. Seit Monaten unterstützen auch Truppen aus den Nachbarländern wie Kamerun und dem Tschad die Streitkräfte bei ihrem Kampf gegen die Fundamentalisten.   ´

Mindestens 15.000 Menschen bisher gestorben

Die Gruppe kämpft seit 2009 mit Gewalt im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat. Bei Gefechten sowie Anschlägen auf Armee, Behörden, Schulen und Kirchen starben mindestens 15.000 Menschen.

Nigerias Armee verkündet seit Beginn einer Offensive mit Soldaten des Tschads, Kameruns und Nigers vor einigen Monaten immer wieder Erfolge im Kampf gegen Boko Haram. Der nigrische Innenminister Hassoumi Massaoudou teilte am Dienstag allerdings mit, dass bei einem Angriff der Gruppe auf einen Stützpunkt der nigrischen Armee am Tschad-See am Samstag 46 Soldaten und 28 Zivilisten getötet worden seien. Zudem würden noch 32 Soldaten vermisst.

Die schwersten Verluste

Laut Massaoudou wurden bei den Gefechten um das Dorf Karamga auch 156 Aufständische getötet. Das Dorf selbst sei verwüstet worden, sagte der Innenminister nach einem Besuch vor Ort. Es sind die schwersten Verluste für Niger seit seinem Eintritt in den Kampf gegen Boko Haram im Februar. Der Niger hatte ebenso wie der Tschad, Kamerun und Benin Soldaten entsandt, nachdem die Extremistengruppe ihre Aktivitäten zunehmend auf die Nachbarländer ausgedehnt hatte.