Der Startschuss fiel kurz nach Mitternacht: Das Vorgeplänkel um die nächste US-Präsidentschaft hatte gerade etwas an Fahrt verloren, da nutzte der republikanische Senator Ted Cruz aus Texas die Lücke und brachte sich für den Wahlkampf in Stellung. Amerika brauche eine "neue Generation mutiger Konservativer", ließ er per Twitter-Video wissen und kündigte als erster namhafter Politiker offiziell seine Kandidatur an. Gewählt wird 2016.

Das Rennen ist eröffnet. Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt. Die Nachricht hatte der 44-Jährige am Samstag einigen Medien im Voraus gesteckt, woraufhin sich TV-Kommentatoren den ganzen Sonntag über ihn den Mund fusselig redeten. Am Montag sollte er dann an der weltgrößten christlichen Universität in Virginia vor seine Anhänger treten. Mit seiner Rede an der vom Pastor Jerry Falwell gegründeten Liberty University steckt er früh das Feld ab: Cruz will vor allem die konservative Basis aus der religiösen Rechten auf seine Seite ziehen.

Wenig Unterstützer

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Während bei den Demokraten vor allem die ehemalige Außenministerin und First Lady Hillary Clinton im Gespräch ist, herrscht im Vor-Vorwahlkampf der Republikaner noch ein heilloses Durcheinander. Mindestens ein Dutzend mögliche Bewerber der "Grand Old Party" sind derzeit im Gespräch, und erst in den kommenden Wochen wird sich zeigen, wer es im Wahlkampf-Marathon um den Posten von Amtsinhaber Barack Obama wirklich ernst meint. Angeführt wird das Feld von Jeb Bush, der das Weiße Haus dank seines Vaters und ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush schon als junger Mann aus nächster Nähe kennenlernte.

Der Ex-Gouverneur von Florida kommt der jüngsten CNN-Umfrage zufolge auf 16 Prozent Zustimmung, gefolgt von Wisconsins Gouverneur Scott Walker (13 Prozent) und dem libertären Senator aus Kentucky, Rand Paul (12 Prozent). Cruz landet weit dahinter bei nur 4 Prozent und damit noch hinter New Jerseys Gouverneur Chris Christie und Latino-Liebling Marco Rubio (je 7 Prozent). Allein durch die Zahl möglicher Kandidaten kann derzeit keiner der Republikaner einen wirklich satten Vorsprung für sich verbuchen, anders als bei frühen Umfragen vor vergangenen Wahlen. Umso mehr gilt nun, schrittweise eine potenzielle Wählerschaft anzupeilen und Geldgeber hinter sich zu versammeln.

Cruz, der wie andere Konservative nicht auf die kräftigen Finanzspritzen der Spender-Elite hoffen kann, sucht nun einen Mix von Unterstützern mit kleineren Summen und eine Handvoll wohlhabender Mäzene. Mit seiner Kampagne will er selbst mindestens 40 Millionen Dollar sammeln. Da sich viele der wichtigsten Spender hinter Jeb Bush stellen werden und ein Großteil der konservativen Wähler Walker und Paul die Stange halten dürften, droht Cruz starker Gegenwind. Weil er erst 2012 in den Senat gewählt wurde und weniger als ein Jahr später einen harten Showdown mit Obama anzettelte, sehen auch Politiker in den eigenen Reihen ihn kritisch.

Dass er einen mehr als zwei Wochen dauernden Stillstand der Regierung in Gang setzte und bis heute verteidigt, lässt Beobachter zweifeln, ob er das Zeug zum Commander in Chief hat.

Clinton steigt im April in den Ring

Und was macht Clinton? Nachdem sie unlängst eine Affäre um private E-Mails während ihrer Zeit im State Department einholte, schaltete die 67-Jährige in Sachen Präsidentschaft erstmal einen Gang zurück. Im Hintergrund ist ihr Wahlkampf-Apparat aber schon längst zu einer beachtlichen Größe herangewachsen, das Team soll bald ein Büro im New Yorker Stadtteil Brooklyn beziehen. Insidern zufolge will sie im April endlich auch offiziell mit in den Ring steigen.