US-Geheimdienstdirektor James Clapper rechnet mit einer Offensive der prorussischen Separatisten auf die ostukrainische Hafenstadt Mariupol im Frühjahr. Clapper sagte bei einer Kongressanhörung in Washington, nach Einschätzung der US-Geheimdienste stehe ein Angriff nicht unmittelbar bevor. "Ich glaube, sie werden bis zum Frühjahr warten, bevor sie angreifen."

Die US-Geheimdienste gehen laut Clapper davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin sich die Kontrolle über Teile der Ostukraine samt eines Landzugangs zur Krim sichern wolle. Moskau hatte die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel im vergangenen Frühjahr nach einem umstrittenen Referendum annektiert. "Unsere Bewertung der Lage ist nicht, dass er die Eroberung der ganzen Ukraine anstrebt", sagte der US-Geheimdienstchef vor dem Streitkräfteausschuss des Senats.

"Gefährlich für Europa"

Georgien wirft Russland eine "schleichende Annexion" der abtrünnigen Provinzen Abchasien und Süd-Ossetien vor. Die Außenministerin des Landes, Tamar Beruchaschwili, warnte vor dieser Entwicklung, sie sei besorgniserregend - nicht nur für Georgien. "Wir glauben, es ist auch sehr gefährlich für die Sicherheit in Europa, besonders wenn man den Krieg in der Ukraine bedenkt." In Gesprächen mit der EU und dem Verteidigungsbündnis NATO in Brüssel habe sie diese Woche deutlich gemacht, dass Abkommen Russlands mit den beiden Provinzen ein Grund zur Sorge seien. Moskau wolle mit einer aggressiven Strategie seinen Einfluss in der Region ausweiten.

Fast zwei Wochen nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Kriegsgebiet Donbass hat das ukrainische Militär am Donnerstag mit dem Abzug schwerer Waffen begonnen. Der Rückzug der Militärtechnik ist ein zentraler Punkt des Friedensplans für die Ostukraine, der am 12. Februar in der weißrussischen Hauptstadt Minsk in einem diplomatischen Kraftakt beschlossen worden war.