Der Chef der Jihadisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, scheut die Öffentlichkeit. Vom Anführer der berüchtigten Terrormiliz ist also kaum etwas bekannt. Nun aber gelangten Teile seiner Vita an die Öffentlichkeit: Zum Beispiel liebte Bagdadi einem Zeitungsbericht zufolge schon früh die Macht, wurde aus medizinischen Gründen vom Wehrdienst befreit und arbeitete als Muezzin und Lehrer für Koran-Rezitation.

Im Irak-Krieg zum Terroristen

Bei mehrmonatigen Recherchen hat ein Team von "Süddeutscher Zeitung" (SZ) und ARD Details aus dem Vorleben des selbsternannten Kalifen ausgegraben. Der am 1. Juli 1971 geborene Bauernsohn Al-Bagdadi, der die Öffentlichkeit generell meidet, wurde in den Wirren des irakischen Bürgerkrieges zum Terroristen, wie die SZ am Donnerstag berichtete.

IS-Spitze gemeinsam im Gefängnis

Was zur Radikalisierung Baghdadis führte, konnten die Journalisten wohl auch erklären. Die Redakteure von „SZ“ und ARD vermuten, dass seine Haft in einem Gefangenenlager der USA im Irak entscheidend war. Aus nicht geklärten Gründen wurde der spätere Terror-Fürst laut "SZ" am 4. Februar 2004 verhaftet und zehn Monate lang im US-Camp Bucca im Süden des Irak gefangen gehalten. In dem Lager seien sowohl radikale Prediger als auch entlassene irakische Soldaten inhaftiert gewesen, fast die gesamte Führungsspitze des IS soll dort eingesessen haben.

In jüngeren Jahren sei der promovierte Doktor der Theologie trotz starkem Machtstreben immer ein ruhiger, durchschnittlicher Student gewesen, beschreibt ihn der Universitätsdirektor in der ARD-Sendung. Das Studium der Rechtswissenschaften soll er wegen Erfolglosigkeit beendet haben. Dann habe er laut "SZ" das Fach gewechselt und Koranwissenschaften studiert.

Er machte laut NDR vor allem deshalb rasch Karriere, weil es ihm gelinge, "noch für schlimmste Gräueltaten eine religiöse Rechtfertigung" zu finden. 

Unter den gesammelten Dokumenten befinden sich laut NDR bisher unbekannte Fotos und Kopien von al-Bagdadis Matura-Zeugnis, seiner Studenten-Akte der Universität Bagdad sowie seiner Staatsbürgerschaftsurkunde. Zudem sprachen die Journalisten mit Nachbarn und Freunden in Bagdad und in seiner Heimatstadt Samarra.