Der bisher regierungstreue Medienzar Lajos Simicska hat am Freitag dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban den "totalen Krieg" erklärt und danach Ungarn verlassen, wie Medien am Samstag berichten. Der Unternehmer wolle nach eigener Aussage nur einen kurzen Winterurlaub machen.

Inzwischen hatte Simicska die Spitzenposten seiner rechtskonservativen Medien - "Magyar Nemzet", Lanchid-Radio und Hir-TV - neu besetzt, weil die Führungsetagen geschlossen aus "Gewissensgründen" unerwartet zurückgetreten waren. Hir-TV wird persönlich von Simicska gelenkt.

Wüste Beschimpfungen

Am Freitag hatte der Medienunternehmer Premier Orban mit wüsten, vulgären Schimpfworten bedacht und ihm vorgeworfen, die unabhängigen Medien abschaffen zu wollen. Dagegen werde er kämpfen. Den Grund für den Rücktritt der Chefredakteure sehen Medien darin, dass diese sich nicht dem Druck Simicskas und dessen Forderung nach Kritik an Orban und dessen Regierung beugen wollten.

Die oppositionellen Sozialisten (MSZP) kritisieren in einer Aussendung die zurückgetretenen Chefredakteure, die bisher Orban und Fidesz als "Parteijournalisten" gedient hätten und nun geschlossen in die öffentlich-rechtlichen Medien hinübermarschieren wollen. Die Partei fordert die Chefs der Staatsmedien auf, die "Parteijournalisten" nicht in Führungsposten einzusetzen.

Schwerster Konflikt seit 20 Jahren

Politologen bezeichnen den Simicska-Orban-Krieg als den bisher schwersten Konflikt der vergangenen 20 Jahre innerhalb der Regierungspartei Fidesz-MPSZ. Zumal die Unzufriedenheit innerhalb und mit der Partei in den letzten Monaten ständig anstieg, was sich in einem massiven Sturz in der Wählergunst abzeichnet.

Simicska hatte bereits im Vorfeld von einem "totalen Medienkrieg" gesprochen, wenn sich die Regierung mit dem Privatsender RTL Klub "versöhnt" und ihre umstrittenen Pläne für eine Werbesteuer zugunsten von RTL ändert. Der Sender im Besitz des deutschen Bertelsmann-Konzerns hätte nach Plänen der Regierung als einziges Unternehmen den Höchststeuersatz von 50 Prozent zahlen müssen. Ein neuer Entwurf für die Werbesteuer, der in den vergangenen Tagen diskutiert wurde, sieht jedoch einen einheitlichen Satz für alle Medienunternehmen vor. Dies würde viele Firmen nachteilig belasten, kritisierte Simicska. Seinem Medienimperium soll die Reklamesteuer Milliardenverluste bringen.

Früher eng befreundet

Einst waren Simicska und Orban enge Freunde. Der Unternehmer gilt als einer der reichsten Männer Ungarns. Sein Vermögen stammt in hohem Maße von der Vergabe öffentlicher Aufträge unter der seit 2010 amtierenden Fidesz-Regierung. Orban hatte mehrfach öffentlich betont, der Einfluss seines bisher engen Freundes sei zu groß geworden und entfernte 2014 zahlreiche Vertraute Simicskas von Regierungsposten. Der Co-Vorsitzende der Oppositionspartei "Gemeinsam-PM" , Viktor Szigetvari, sprach auf einer Pressekonferenz am Samstag Orban die Schuld zu, dass Simicska so reich sei. Orban hätte immerhin ermöglicht, dass der Unternehmer "klauen kann".