Inzwischen haben Israels Streitkräfte den Grenzübergang in der Stadt Rafah im Gazastreifen eingenommen. Auch wer vor dem Eingang des Hauses in einer Seitenstraße des Kairoer Bezirk Nasr City steht, spürt die Angst vor der bevorstehenden Militäroffensive. Hier hat die Reiseagentur Hala ihr Büro. Lange Schlangen vor dem Eingang verraten, dass es sich nicht um irgendein Reisebüro handelt. Hala ist eine Agentur, die Palästinenser über die Grenze von Rafah im Gazastreifen nach Ägypten bringt. Im Internet wirbt sie für „Reise-, Tourismus- und VIP-Dienste für Rafah auf höchstem Serviceniveau“. Bis zu einer Million Dollar verdient Hala – täglich. „Du musst schon morgens um acht Uhr hier anstehen, um dir eine Nummer zu holen“, sagt ein wartender Palästinenser. „Dann kannst du den Namen der Angehörigen notieren lassen.“ Nach Überprüfung der Personalien muss der Antragsteller bezahlen, die Angehörigen kommen auf eine Liste für Beamte am Grenzübergang in Rafah. Bis zu 12.000 US-Dollar müssen für einen Grenzübertritt bezahlt werden. Frauen und Kinder sind billiger. Je größer die Not der Palästinenser in der Grenzstadt Rafah, desto höher die Preise. „Ja“, murmelt ein anderer Wartender vor dem Hala-Büro in Kairo, „das ist Menschenhandel, aber was sollen wir tun, unsere Verzweiflung ist so groß.“