Die Bilder gingen um die Welt. Am 7. Oktober brachte die Hamas beispielloses Leid über Israel. Nicht nur das Militär, sondern auch große Teile der Zivilbevölkerung wurden bei dem Überraschungsangriff schwer getroffen. Israel reagierte mit einer Offensive, die verheerende Folgen für die palästinensische Bevölkerung hatte.
Neuwahlen in Israel unwahrscheinlich
Auf Druck der USA habe Netanjahu nun eingelenkt und neue Hilfslieferungen in den Gazastreifen zugelassen. Das sei zwar „sehr zu begrüßen“, sagt Nahost-Experte Bauke Baumann von der Heinrich-Böll-Stiftung, doch komme dieser Schritt „viel zu spät“.
Zudem würde die katastrophale Lage in Gaza den internationalen Druck ohnehin weiter erhöhen. Auch für Netanjahu könnte sich die Lage also weiter zuspitzen. Zwar rechnet Baumann derzeit nicht mit Neuwahlen. Und selbst wenn: „Die Erwartungen an eine neue Regierung sollten aber ohnehin nicht zu hoch sein“, sagt der Experte. Andere politische Kräfte in Israel könnten ähnlich agieren.
Nahost-Experte Bauke Baumann im ZiB2-Interview:
Dennoch wird Netanjahu innenpolitisch vorgeworfen, den Krieg künstlich in die Länge zu ziehen und zu wenig für die Freilassung der mehr als 100 Geiseln zu tun. Baumann meint zudem, dass durch das militärische Vorgehen Israels die Überzeugung in der palästinensischen Bevölkerung, zu den Waffen zu greifen, ohnehin gestiegen sei.
Derzeit wenig Bewegung von beiden Seiten
„Langfristig braucht es jetzt eine Perspektive, wie es nach dem Krieg weitergeht“, sagt Baumann. Die Hamas sei militärisch nicht zu besiegen, umso wichtiger sei es, eine politisch tragfähige Lösung zu finden. Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck weiter erhöhen. Eine Zweistaatenlösung werde zwar derzeit von beiden Seiten abgelehnt, sei aber eine wichtige Perspektive.
Dass es derzeit keinen Kompromiss gebe, zeige, „dass die Hamas kein Interesse am Leid der palästinensischen Bevölkerung hat und die israelische Regierung wenig Interesse an der Freilassung der Geiseln zeigt“, so Baumann.