Seit einem Vierteljahrhundert herrscht Putin in Russland. Ein Ende ist nicht in Sicht - auch nicht nach den aktuellen „Präsidentschaftswahlen“.

Die Hoffnung auf ein anderes Russland

„Diktaturen versuchen immer, die Fiktion zu erzeugen, sie seien eine Demokratie“, sagt Rüdiger Fritsch, langjähriger Spitzendiplomat und Putin-Kenner, im ZIB2-Interview. Eine Wahl wäre das aber sicher nicht, sagt er. Fritsch liefert auch Daten. Demnach seien 20 Prozent der Russinnen und Russen tatsächlich eingefleischte Putin-Anhänger, 20 Prozent hätten demokratische Überzeugungen und der Rest sei aus Angst unpolitisch geworden.

Dennoch sieht Fritsch Licht am Ende des Tunnels. „Es gibt ein anderes Russland und darauf müssen wir hoffen.“ So könne er sich vorstellen, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung irgendwann überhandnehme und Putin tatsächlich gestürzt werde. Auch die Generäle könnten Putin gefährlich werden.

Innere Macht ist wichtiger als die Ukraine

„Sobald Putin merkt, dass der Krieg in der Ukraine seine Macht zu Hause gefährdet, wird er verhandlungsbereit sein“, prognostiziert Fritsch. Mit dem Krieg habe er sich ohnehin sehr verspekuliert, meint Fritsch. Die Wirtschaftsdaten zeigten, dass der russische Staat angeschlagen und gleichzeitig von China abhängig sei. Vor Kriegsbeginn habe das Öl- und Gasgeschäft 50 Prozent der russischen Wirtschaftsleistung ausgemacht, nach den Sanktionen seien es nur noch 28 Prozent.

Putins Regime basiere auf Angst - nach innen wie nach außen. Der Westen müsse zeigen, dass er nicht in Angst verfalle. Eine Nachfolge Putins sei ohnehin nicht geklärt, die Hoffnung auf ein anderes Russland speise sich daher auch daraus. „Es ist nicht auszuschließen, dass es zu einem Putsch kommt“, so Frisch. Denn bisher habe sich immer wieder gezeigt: „Für Putin gehen die Menschen nicht auf die Straße - auch nicht, als Prigoschin seinen Marsch startete.

Erfahrungen aus anderen Ländern würden zeigen, dass es sehr schnell zu Aufständen aus dem Volk heraus kommen könne. Und wenn Putin Angst habe, seine Macht zu verlieren, so Fritsch, dann würden auch in der Ukraine die Karten neu gemischt.