Auf der körnigen Aufnahme des Nachtsichtgeräts ist zu sehen, wie die von der „Iwanowez“ abgefeuerten Salven das Meer wild aufpeitschen. Doch die Gegenwehr der russischen Raketenkorvette bleibt letztendlich erfolglos. Die mit Sprengstoff bepackten ukrainischen Seedrohnen kommen dem Schiff im Zickzack-Kurs immer näher, zumindest zwei davon schlagen schließlich an der Bordwand ein und richten fatalen Schaden an. Die „Iwanowez“ sinkt kurz nach dem Angriff.

Die Versenkung des Schiffes bedeutet einen weiteren militärischen Erfolg für die Ukraine, die die einst gefürchtete russische Schwarzmeerflotte in den vergangenen Monaten mit ähnlichen Attacken immer wieder unter Druck gebracht hat. Die Angriffe, die häufig mit selbst entwickelten Waffensystemen durchgeführt wurden, können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Regierung in Kiew zunehmend Probleme mit dem Nachschub bekommt. So ist derzeit nicht nur die Waffenhilfe der Vereinigten Staaten durch den Widerstand der Republikaner im Kongress weitgehend blockiert, auch die EU bleibt weit hinter ihren selbst gesetzten Zielen zurück. So musste der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erst diese Woche einräumen, dass das vor neun Monaten gemachte Versprechen, der Ukraine innerhalb eines Jahres eine Million Artilleriegranaten zu liefern, nicht eingehalten werden kann. Borrell geht davon aus, dass bis März lediglich knapp 500.000 Stück aus der EU in die Ukraine gesandt werden, als neues Zieldatum für das Erreichen der Million gilt nun Ende 2024.

Ähnlich groß sind die Probleme beim Nachschub von Marschflugkörpern. Die Storm Shadows beziehungsweise Scalps, die die Ukraine erfolgreich gegen weit entfernte Ziele etwa auf der Krim eingesetzt hat, gehen langsam zur Neige, die noch vorhandenen Bestände in Frankreich und Großbritannien sind aber so klein, dass die beiden Länder mit weiteren Lieferungen sichtlich zögern. Als Alternative gelten vor allem die Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland. Doch bisher weigert sich vor allem Kanzler Olaf Scholz, das Waffensystem an die Ukraine zu liefern.