Synoden sind das Instrument, das sich Papst Franziskus zur Veränderung der katholischen Kirche ausgesucht hat. Es ist ein bisschen so, als ob der Papst die Bischöfe und diesmal auch Laien versammelt, damit sie sich langsam in Bewegung setzen und ihm Vorlagen und Rechtfertigungen für seine Reformvorstellungen liefern. Die 2013 mit seinem Pontifikat begonnene Veränderung soll nicht von oben herab durchgesetzt, sondern von unten angeschoben werden. Dass das schwierig und langwierig ist, war auch diesmal wieder zu sehen.

Am Sonntag ging die jüngste, vier Wochen dauernde Bischofsversammlungen mit einer Messe im Petersdom zu Ende. Der große Reformdurchbruch war auch diese Versammlung nicht. Gefordert wurde im Abschlussdokument eine „stärkere Anerkennung und Aufwertung des Beitrags der Frauen“ und die „Ausweitung der ihnen vertrauten pastoralen Aufgaben“ in der Kirche, ohne klare Stellung zur Option des Frauendiakonats zu beziehen.

Die „theologische und pastorale Forschung über den Zugang von Frauen zum Diakonat sollte fortgesetzt werden“, heißt es in dem Dokument, über das 346 Teilnehmer, darunter erstmals auch rund 50 Teilnehmerinnen abstimmten. Jene Paragrafen zum Frauendiakonat bekamen die meisten Gegenstimmen bei einer Abstimmung am Samstag. Alle 81 Paragraphen wurden mit mehr als 80 Prozent Zustimmung verabschiedet, notwendig wäre nur eine Zweidrittelmehrheit gewesen.

Kein Wort über Priesterweihe von Frauen

Über eine Priesterweihe von Frauen verlor die Versammlung kein Wort, auch der noch im Vorbereitungsdokument vorhandene Begriff „LGBT“ wurde wieder getilgt. Papst Franziskus hatte kurz vor der Versammlung in einer Antwort an vier ultrakonservative Kardinäle, die ihm lehramtliche Fragen zu Detailproblemen vorgelegt hatten, eine klare Ansage gemacht. Die Frage der Segnung homosexueller Partnerschaften solle Fall für Fall entschieden werden. Eine derartige Lösung hatte Franziskus bereits zu Beginn des Pontifikats nach den Familiensynoden in den Jahren 2014 und 2015 für die Segnung wiederverheirateter Geschiedener angeordnet.

Das Abschlussdokument der Synode dient dem Papst normalerweise als Vorlage für seine verbindlichen Schlussfolgerungen. Franziskus aber wusste, dass es diesmal, gegen Ende seines Pontifikats, erneut nicht besonders schnell gehen würde. Deshalb hatte er im Vorfeld gleich eine zweite Synode im Oktober 2024 zum selben Thema angesetzt, auf der die diesmal debattierten Fragen erneut diskutiert werden. Alles ist also weiterhin offen, nichts geklärt. Zu erwarten ist dann das Machtwort des Papstes Anfang 2025, vielleicht einer der letzten Akte seines Pontifikats. Franziskus ist seit Längerem gesundheitlich angeschlagen und sitzt im Rollstuhl.

Sehr vorsichtig äußerte sich die Versammlung zu den Themen Geschlechteridentität und sexuelle Orientierung. „Manchmal reichen die anthropologischen Kategorien, die wir entwickelt haben, nicht aus, um die Komplexität der Elemente zu erfassen“, heißt es dazu im Text. Zum Thema Zölibat wurde die Frage aufgeworfen, ob dieser „zwangsläufig zu einer disziplinarischen Verpflichtung führen“ müsse. Es wurde eine geschlechtergerechte Sprache etwa in der Liturgie und in Kirchendokumenten angemahnt. Wie unterschiedlich die regionalen Bedürfnisse in der Weltkirche sind, zeigt jedoch ein Passus, demzufolge die afrikanischen Bischofskonferenzen aufgefordert werden, sich intensiver der „Frage der Polygamie“ und der Begleitung von Menschen in polygamen Partnerschaften zu widmen.

In Deutschland hatte sich die katholische Kirche in Folge des Missbrauchsskandals und einiger Öffnungssignale des Papstes zur Gründung eines „Synodalen Weges“ animiert gefühlt. Franziskus hatte diesen Sonderweg immer wieder ausgebremst, er bevorzugt ein weltkirchliches oder zumindest kontinentales Vorgehen. Die Synode forderte nun ein „Experimentieren mit Formen der Dezentralisierung“, also die stärkere Einbindung nationaler und kontinentaler Bischofsversammlungen. Eine Kommission soll bis zur kommenden Synode die rechtlichen Bedingungen für eine weniger hierarchisch geführte Kirche untersuchen.

Für die deutschen Bischöfe, die an der Weltsynode teilnahmen, war die Versammlung daher auch ein Erfolg. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, die Synode sei sehr ehrlich gewesen, weil offen alle Probleme angesprochen wurden.