Keine 24 Stunden, bevor man im Innenminenministerium zum Gespräch über Frauenmorde geladen hatte, kam in Wien-Ottakring erneut eine Frau ums Leben – mutmaßlich durch die Hand ihres eigenen Partners. Sie ist heuer bereits das 15. weibliche Mordopfer.

Dass diese mit ihren Mördern vor der Tat in engem Kontakt stehen, zeigt eine Studie des Institutes für Konfliktforschung, die die Femizide im Land untersucht hat und die nun präsentiert wurde. 44 Prozent der Opfer von Frauenmorden zwischen 2016 und 2020 lebten mit dem Täter zusammen, bei rund zwei Drittel der Fälle handelte es sich um den (Ex-)Partner. 72 Prozent der Täter hatten eine österreichische Staatsbürgerschaft. Trennungen gelten als häufigstes Tatmotiv, die Frauen werden meist erstochen, erwürgt oder erschossen. Und: In etwa 30 Prozent der Fälle waren die späteren Täter bereits wegen mitunter jahrelanger Gewaltvorgeschichten aktenkundig.

Der Umstand, dass sich von den 137 Frauen, die zwischen 2016 und 2020 ermordet wurden, nur vier zuvor an Hilfseinrichtungen gewandt hatten, sei erschreckend, beteuerte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). Man müsse über die vorhandenen Angebote offenbar besser informieren, sie kündigte eine entsprechende Kampagne an. Justizministerin Alma Zadić (Grüne) lobte die Fallkonferenzen zwischen Einrichtungen und Polizei, um Hochrisiko-Täter bereits im Vorfeld zu identifizieren und einzugreifen. Diese will Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) noch zusätzlich ausbauen und verwies auf die Aufstockung der Präventionsbediensteten von 500 auf 1200.

Frauenring-Chefin: "Das ist ein Wahnsinn"

Klaudia Frieben, der Vorsitzenden des Österreichischen Frauenrings, ist das zu wenig. "Die Verurteilungen bei Gewalt gegen Frauen sind weiter zu gering und viele vertrauen der Polizei schlicht nicht", erzählt sie. Nach einem ausgesprochenen Betretungsverbot werden die Frauen laut Frieben ebenso nicht geschützt wie nach einer Trennung von einem bereits als gewalttätig bekannten Mann – "das ist ein Wahnsinn".

Zudem gebe es zahlreiche Mordversuche an Frauen, auch darüber werde laut Frieben zu wenig gesprochen. "Man muss Gewalt sichtbar machen." Zudem werde zu wenig für die Prävention getan, sagt sie. Von der Politik zeigt sich die Frauenring-Chefin enttäuscht. "Bei jedem Mord werden die gleichen Dinge angekündigt, doch dann ändert sich nur wenig."