Im Garten. In einer Wiese. Im Swimmingpool. In einem Heurigen. Im Container vor dem Parlament. In einer Bar. Auf einer Terrasse. Oder ganz einfach im Studio. Seit der ORF 1981 erstmals zu den politischen Sommergesprächen lud, tat man das immer wieder an unterschiedlichen Locations.

In diesem Jahr darf es wieder einmal ein Klassiker sein: ein Weingarten. Moderatorin Simone Stribl lädt die Chefinnen und Chefs der Parlamentsparteien ab heute im Wochentakt ins Weingut am Reisenberg, wo bei herrlichem Blick auf Wien über innenpolitische Aufreger, programmatische Schwerpunkte und manch Privates parliert wird. Eine Stunde vor der Ausstrahlung werden die Gespräche „live on tape“ aufgezeichnet, heißt es vom ORF. Erstmals werden die Interviews als Podcasts zum Nachhören zur Verfügung gestellt.

Jörg Haider ist der Rekordhalter

Erster Gast ist heute Abend (21.05 Uhr, ORF 2) Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Sie war stolze drei Jahre alt, als es erstmals die ORF-Sommergespräche gab. Moderation Stribl (33), jüngste Gastgeberin der Geschichte, war damals noch gar nicht auf der Welt – ebenso wenig wie der gleichaltrige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Bei der Premiere 1981 waren drei Politiker dabei, die Österreichs Innenpolitik auf unterschiedliche Weise geprägt haben: Der legendäre SPÖ-Chef Bruno Kreisky, damals schon im letzten Viertel seiner Kanzlerschaft (1970 bis 1983). Es blieb Kreiskys einziger Auftritt. ÖVP-Chef Alois Mock, der später als Außenminister zum Vater des EU-Beitritts Österreichs avancierte. Und FPÖ-Chef Norbert Steger, der 1983 Vizekanzler wurde und 1986 für Jörg Haider an der FPÖ-Spitze weichen musste. Mit insgesamt 13 Teilnahmen bei Sommergesprächen ist Haider Rekordhalter; Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) kommt auf elf Interviews.

"Keine superprivaten Sachen"

Simone Stribl erzählte im Interview mit der Kleinen Zeitung, dass sie in den letzten Jahren in den Proben für die Sommergespräche immer wieder die Rolle der Gesprächspartner übernommen hatte – zum Beispiel auch jene von Neos-Chefin Meinl-Reisinger. Stribl, die seit zwölf Jahren Politiker interviewt, kündigte „tiefgründige Gespräche“ an, die „lockerer sein sollen als ein normales Studiointerview“. Hingegen sollen „superprivate Sachen eher nicht thematisiert“ werden.

Aus Sicht von Politikexperten ist das Ziel von Politikern für die Gespräche klar: Sie wollen Themen setzen, klare Botschaften kommunizieren und nicht zuletzt eigene Person und politischen Lebensweg akzentuieren.

Im Vorjahr war das Interesse aufgrund des Ibiza-Skandals und des beginnenden Nationalratswahlkampfs sehr groß. Das Sommergespräch mit Sebastian Kurz sahen 997.000 Menschen, 855.000 Zuschauer hatte das Interview mit Pamela Rendi-Wagner (SPÖ), FPÖ-Chef Norbert Hofer kam auf durchschnittlich 829.000 Seher. Mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung oder dem U-Ausschuss in der Causa Ibiza liegen auch diesmal brisante Themen auf dem Tisch.