Die Regelung betrifft nicht nur Besucher, sondern auch britische Bürger und Menschen mit Aufenthaltsstatus in Großbritannien. Sie gilt nicht nur für Flugreisende, sondern unabhängig vom benutzten Verkehrsmittel. Nur wenige Ausnahmen von der Quarantäne sind zugelassen, etwa für Lkw-Fahrer oder manche Beschäftigte des Gesundheitswesens. Die Behörden haben angekündigt, das Einhalten der Quarantäne stichprobenweise zu kontrollieren. Bei Verstößen droht eine Strafe von umgerechnet 1.125 Euro.

Der Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, Michael O'Leary, hat scharfe Kritik an der am Montag in Kraft getretenen Quarantänepflicht für Einreisende nach Großbritannien geübt. In einem Interview im BBC-Radio bezeichnete er die Regelung als "irrational, ineffektiv und komplett undurchführbar".

O'Leary warnte vor einem "unermesslichen Schaden" für die Luftfahrtbranche und die britische Tourismusindustrie. Ryanair will im Juli wieder rund 40 Prozent des Flugbetriebs aufnehmen.

Die britische Fluggesellschaft British Airways droht der Regierung in London wegen der Regelung inzwischen mit rechtlichen Schritten. Innenministerin Priti Patel zufolge soll durch die Maßnahme verhindert werden, dass es in Großbritannien zu einer zweiten Welle an Coronavirus-Infektionen kommt. Doch Kritiker bezweifeln, ob sie dazu wirklich geeignet ist. Befürchtet wird, dass sie hauptsächlich wirtschaftlichen Schaden anrichten wird. Selbst innerhalb der konservativen Regierungspartei ist sie heftig umstritten.

Ausgenommen von der Regel sind nur wenige Berufsgruppen wie Lastwagenfahrer, medizinisches Personal und Erntehelfer sowie Reisende aus Irland, der Isle of Man und von den Kanalinseln. Frühestens Ende Juni soll die Regelung überprüft werden.

Alle anderen weniger betroffen

Die Maßnahme treffe vor allem Menschen aus Ländern, die weitaus niedrigere Infektionsraten als Großbritannien hätten, sagte O'Leary. Zudem sei es unmöglich zu überwachen, ob sich die Menschen an die Regelung hielten. British Airways rief die Regierung in einem Schreiben dazu auf, die Maßnahme zurückzunehmen und drohte mit rechtlichen Schritten, wie die Muttergesellschaft IAG (International Airlines Group) am Montag bestätigte. Auch Ryanair und Easyjet schlossen sich dem Aufruf an.

Die 14-tägige Selbstisolation sei "übereilt und nicht durchführbar", kritisierte die Kampagne Quash Quarantine. Ihr gehören nach eigenen Angaben 500 Reiseunternehmen an. "In dieser nicht praktikablen, schlecht durchdachten und wirtschaftlich schädlichen Regierungspolitik gibt es mehr Löcher als in einem Sieb", zitierte der "Telegraph" den stellvertretenden Leiter der Kampagne, Paul Charles.

Die Regierung verteidigte den Schritt indessen. "Wir alle möchten so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren. Aber das kann nicht auf Kosten von Menschenleben gehen", teilte Innenministerin Priti Patel am Montag mit.

Ein Regierungssprecher hatte bereits vergangene Woche bestätigt, dass es Überlegungen über sogenannte Luftbrücken gibt. Gemeint ist damit, dass Reisen in bestimmte touristische Ziele von der Quarantänepflicht ausgenommen sein könnten. Medienberichten zufolge soll es bereits entsprechende Beratungen mit Portugal und Griechenland geben. Details waren dazu am Montag aber noch nicht bekannt.

Schwer unter Kritik

Die Regierung in London steht wegen ihres Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie seit Monaten stark in der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Pandemie reagiert zu haben.

In keinem anderen Land in Europa wurden bisher so viele Todesfälle verzeichnet wie im Vereinigten Königreich. Dort starben bisher mehr als 40.000 Menschen, nachdem sie positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden. Die Zahl der Sterbefälle, bei denen Covid-19 als Ursache festgestellt wurde, liegt bei mehr als 48.000.