Die am Montag auf einem Mikrofilm entdeckte Akte der Staatspolizei über Helmut Zilk, in dem der verstorbene Wiener Altbürgermeister als "Informator" des Geheimnisdienstes der früheren Tschechoslowakei bezeichnet wird, ist nicht die gesuchte "Akte Helmut Zilk", die Österreich seit Tagen bewegt. Das drei Seiten umfassende Papier ist lediglich eine Zusammenfassung staatspolizeilicher Erkenntnisse über Zilk vom 20. September 1968. Das beweist die am oberen Rand genannte Bezeichnung "Fall Mittwoch".

Dutzend Agenten. Unter diesem Namen ist 1968 von der Staatspolizei nämlich gegen ein rundes Dutzend in Wien verhafteter und später großteils verurteilter Agenten ermittelt worden. Im Zentrum der Affäre stand der persönliche Referent und Pressesprecher des damaligen Innenministers Franz Soronics (ÖVP), Alois Euler: Er, aber auch etwa der Staatspolizist Johann Ableitinger wurden schließlich eingesperrt, weil sie Geheimnisse an die Tschechen verraten hatten. Der Fall schlug so hohe Wellen, dass vom Nationalrat Ende November 1968 ein Untersuchungsausschuss "Spionageaffäre Alois Euler" eingesetzt worden war. Er endete in der Erkenntnis, Österreichs Ämter, Organisationen und Verbände seien mit Mitarbeitern ausländischer Geheimdienste durch setzt, die Sicherheit inländischer Staats- und Wirtschaftsgeheimnisse müsse als "sehr niedrig" eingeschätzt werden.

"Fall Mittwoch. Um einen Überblick herzustellen, wurden damals von der Staatspolizei auch deren Erkenntnisse über Helmut Zilk für den "Fall Mittwoch" aufbereitet. Mit dieser Spioniageaffäre und damit, dass damals ganz Österreich im Agentenfieber lag, hatte Zilk nichts zu tun. Der einzige Zusammenhang war, dass auch der damalige ORF-Fernsehdirektor Zilk, wie dies das jetzt aufgetauchte Resümee der Stapo belegt, auch ein Zuträger des tschechoslowakischen Geheimdienstes gewesen ist. Ob Zilk, wie nun publik gewordene Prager Akten behaupten, nach heutigem Wert auch an die 30.000 Euro für rund 60 Treffen mit Prager Agenten kassiert hat, geht aus den jüngsten Aktenfunden im Wiener Staatsarchiv nicht hervor.

Die Stapo-Akte über Zilk muss falls er überhaupt jemals angelegt worden ist weiter gesucht werden.