Alfred Gusenbauer steuert langsam auf seinen Platz in der ersten Reihe zu. Um verloren zu wirken, ist er zu beherrscht. Nur wenige trauen sich zu ihm hin.

Kein pompöser Auftritt. Aber auch Werner Faymann tritt nicht auf. Er kommt einfach herein in die schmucklose Halle im Linzer Design Center. Schüttet ein paar Hände, winkt ein paar Genossen, nimmt wie vorgesehen neben Gusenbauer Platz. Lächelt ein bisschen weniger routiniert als sonst, setzt sich aufrecht hin, legt beide Hände auf das Pult und wartet darauf, dass er die bisher wichtigste Rede in seiner Karriere halten darf. Sie soll ihn, seit eineinhalb Monaten geschäftsführender Parteichef, offiziell zum achten Vorsitzenden der SPÖ machen.

Dezent und unauffällig. So wie Faymann am Freitag in den Saal gekommen ist, so hat er auch Karriere gemacht: dezent, unauffällig, nach Außen immer freundlich und fröhlich, das Ziel jedoch stets klar vor Augen.

Gusenbauer muss weichen. Bevor er nun endlich dort ankommen darf, muss noch ein alter Freund und Weggefährte weichen. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer nennt seinen Nachfolger als Parteichef "die beste Wahl" für diese Rolle. Dafür darf er weiter an der Legende stricken, er, Gusenbauer, hätte sich ohne Druck der Partei schon im Frühling zu diesem Wechsel entschlossen. Seinen Versuch, die Partei von den Gewerkschaftern zu emanzipieren, spielt er herunter.

"Entschuldige mich" Gusenbauer kritisiert noch einmal seinen "Regierungsgegner" ÖVP, dann beendet er seine Rede so pathetisch wie versöhnlich: Er sei einen Weg gegangen, "der nie unumstritten war, ein Weg, der mein eigener war, ein Weg, der durchaus seine Angriffsflächen geboten hat. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam zustande gebracht haben. Ich entschuldige mich für die Fehler, die ich gemacht habe und unter denen ihr zu leiden hattet."

Standing Ovations. Die Partei dankt Gusenbauer für acht Jahre Arbeit mit Standing Ovations, kurz und schmerzhaft. Nur ein paar Gewerkschaftsfunktionäre bleiben sitzen.