Erst im September hatte sich das Verteidigungsministerium festgelegt: Der Einstieg in die bodengebundene Luftabwehr mittlerer Reichweite soll gemeinsam mit Deutschland erfolgen, acht Feuereinheiten des bewährten Systems Iris-T werden in einem ersten Schritt beschafft. Doch dabei bleibt es nicht. Die türkis-grüne Koalition steht offenbar kurz vor einer Einigung über die Teilnahme an Phase drei des europäischen Schutzschirms Sky Shield. Damit verbunden ist die Beschaffung von Langstrecken-Abwehrwaffen mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern für das Bundesheer.

Der Grundsatzbeschluss soll im Ministerrat am Mittwoch fallen. Damit würde sich Österreich an allen drei Phasen der „Sky Shield Initiative“ beteiligen. Das bedeutet aber auch eine weitere Milliardenaufstockung der Verteidigungsausgaben in den nächsten Jahren. Denn der bisher vorgelegte „Aufbauplan 2032+“ mit einer Investitionssumme von rund 17 Milliarden Euro deckt noch keine bodengebundene Luftabwehr mit Reichweiten über 50 Kilometer ab. Allein für die Abwehrsysteme kurzer und mittlerer Reichweiten – auch über diese Fähigkeiten verfügt das Bundesheer bisher nicht – rechnet man mit Kosten von rund zwei Milliarden Euro. Es wäre das größte Rüstungsprojekt aller Zeiten in Österreich.

Mit der bevorstehenden Regierungseinigung bekommt das Bundesheer einmal grünes Licht für die Planungen. Ab 2027 könnte man nach derzeitiger Einschätzung in die Beschaffungsphase gehen. Welches System konkret (Patriot und Arrow 3 dürften in engerer Wahl stehen) angeschafft wird und ab wann die Langstrecken-Raketenabwehr aktiv sein könnte, ist derzeit noch nicht abschätzbar.