Womit beschäftigt sich die aktuelle Debatte?

Die EU-Kommission will die bisherigen Gentechnikregeln lockern. Neue Mutationsverfahren, wie die sogenannte Genschere, sollen künftig einfacher zum Einsatz kommen. Die Wissenschaft befürwortet die Erleichterungen, viele NGOs sind dagegen.

Was würde sich dadurch ändern?

Leicht gentechnisch gezüchtete Pflanzen, die sich von normal gezüchteten nicht unterscheiden, sollen aus den Kennzeichnungsregeln fallen. Stark veränderte Pflanzen sollen hingegen weiter die Zulassungs- und Kennzeichnungspflichten beibehalten.

Was sind Argumente für den Vorschlag?

Neue Pflanzen können schneller entwickelt werden, die klima- und schädlingsresistenter sind, sodass beispielsweise weniger Pestizide verwendet werden müssen.

Was sind Argumente dagegen?

Gentechnisch behandelte und natürliche Pflanzen werden somit in vielen Fällen gleichgestellt, der Konsument könne im Regal keinen Unterschied mehr erkennen. Es gibt auch Bedenken gegen das ungeprüfte Ausbringen von gentechnisch verändertem Saatgut.

Worum geht es bei der relativ neuen Methode der Genschere?

Die Genschere ist ein Enzym, das die DNA schneidet. Mithilfe einer Führungs-RNA kann zielsicher die Schere an den DNA-Strang geführt werden und die Schere schneidet dann nur dort (siehe Grafik).

Worin besteht der Unterschied zum bisherigen Kreuzen bzw. Züchten von Pflanzen?

Bisher basiert Züchtung auf zufälligen Mutationen irgendwo im Genom, aus denen dann die gewünschte Veränderung herausgekreuzt werden muss. Dazu braucht man jedoch sehr viele Versuche. Da die Mutationen oft mit Chemikalien oder Bestrahlungen herbeigeführt werden, ist das Risiko für unerwünschte Veränderungen um Größenordnungen höher als beim gezielten Einsatz der Genschere, sagen Forscher.

Wie steht die heimische Politik dazu?

Vertreter der beiden Regierungsparteien, der SPÖ und der FPÖ, haben sich in den vergangenen Tagen kritisch zum Vorhaben der EU geäußert. Sie sehen die Rolle Österreichs als Vorreiter in der Bio- und gentechnikfreien Landwirtschaft in Gefahr.

Was sagen NGOs?

Organisationen wie Greenpeace, Global 2000, Bio Austria oder Foodwatch Österreich finden den Vorschlag inakzeptabel. Sie fordern, die Menschen müssten sich durch die Kennzeichnung selbst ein Urteil bilden können, ob sie sich für Gentechnik in Produkten entscheiden. Zudem fordern sie, dass den Landwirten die freie Entscheidung über die Verwendung von Gentechnik bleibt.

Wie beurteilt es die Wissenschaft?

Bliebe die Regelung weiterhin so restriktiv wie bisher, würde das die Wissenschaft in Europa extrem behindern. Die USA und China würden zuerst einen wissenschaftlichen und in weiterer Folge wirtschaftlichen Vorsprung erreichen. Wissenschaftler aller großen Institutionen haben zuletzt einen offenen Brief dazu veröffentlicht.

Kritisiert wird, dass durch die erleichterten Regeln auch die Patentierung von Saatgut in der Landwirtschaft fortschreiten würde.

Das Thema Patentierung hat mit dieser Gesetzesänderung direkt nichts zu tun. Hier geht es darum, dass es wissenschaftlich unsinnig ist, etwas als gentechnisch verändert zu klassifizieren, was von einer natürlichen Züchtung nicht zu unterscheiden ist. Die Patentierung gehört in den Bereich des Patentrechtes.