Am Dienstag erreichte ein Brief mehrere Wirtshäuser in ganz Niederösterreich. Das Schreiben mit dem Betreff "Wirtshausprämie und Panierquote Neu" richtete sich dabei an die jeweiligen Wirtinnen und Wirte. Beim Absender soll es sich um die niederösterreichische FPÖ handeln. Die sprechen wiederum von Fake-Briefen und drohen den Verfassern mit rechtlichen Schritten.

Am Mittwoch bestätigt das Satireprotal "Die Tagespresse", die Briefe an die Wirte verschickt zu haben: "Mit dem Einzug in die niederösterreichische Landesregierung versprach die FPÖ die Schaffung einer Wirtshausprämie. Passiert ist seither nichts. 'Die Tagespresse' wollte helfen und den Freiheitlichen unter die Arme greifen", heißt es in dem Artikel. Hilfe haben sich die Verfasser bei der KI-Software ChatGPT geholt, die auf der Herold-Homepage alle Telefonnummern und Adressen der niederösterreichischen Wirtshäuser herausgesucht hat. Die Briefe abgegeben haben die Verfasser dann schließlich selbst, getarnt mit einer "Lagerhaus-Latzhose".

"Die Tagespresse" verschickte Briefe an niederösterreichische Wirte
"Die Tagespresse" verschickte Briefe an niederösterreichische Wirte © Screenshot

Im "Wirtebrief" geht es um die von ÖVP und FPÖ diskutierte Wirtshausprämie. Darin schreiben sie, die "traditionelle Speisekarte" sei in den letzten Jahren von zwei Seiten unter Druck geraten: "Einerseits von den ins Land strömenden fremden Kulturen, die etwa Kebab oder Gyros einschleppen und salonfähig machen." Andererseits werden in dem Schreiben die "immer mehr werdenden Wiener" kritisiert, die sich in Niederösterreich "als Zweitwohnsitzer ansiedeln" und damit die Nachfrage nach "anglikanischen Trendspeisen wie Tofu" erhöhen. Diesem Druck würden immer mehr Wirte nachgeben und somit ihre Speisekarte anpassen.

"Gegenoffensive" für mehr "Heimatverbundenheit"

Die Verfasser gaben sich als niederösterreichische FPÖ aus
Die Verfasser gaben sich als niederösterreichische FPÖ aus © Privat

Und das schmeckte den vermeintlichen Freiheitlichen gar nicht. Ziel sei es nun, mit einer "Gegenoffensive" nur jene Betriebe ausfindig zu machen, die auch wirklich "heimatverbunden" kochen und die jeweiligen Wirte mit einer Wirtshausprämie zu belohnen. "Bereits im Mai wird ein Mitarbeiter unserer neu geschaffenen Landesabteilung Ihrem Lokal anonym einen Besuch abstatten", heißt es im Schreiben.Doch nicht nur die Speisekarte muss passen, die Gasthäuser müssen auch andere Kriterien erfüllen, um sich die versprochene Prämie zu verdienen. Im Lokal darf etwa nur Deutsch gesprochen werden, als Beispiel wird "Pfannkuchen" statt "Palatschinken" angeführt. Auch die "Panierquote" ist entscheidend. Je mehr panierte Speisen auf der Karte stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirte die Prämie erhalten. Und weil "heimatverbundene Erziehung bei den Kleinsten" beginne, sollte jeder Betrieb eine "Rot-weiß-rote Kinderkarte" besitzen, so die Verfasser. Die dort gelisteten Kindermenüs sollen dann ausschließlich österreichische Bezeichnungen anführen, etwa ein "Gabalier-Fleischlaberl" anstelle von "Arielle-Fischstäbchen".

Droht "Tagespresse" Anzeige?

"Alles nur Fake", zeigte sich der Landesparteisekretär der NÖ-Freiheitlichen Alexander Murlasits am Dienstag empört über die ausgeschickten Briefe. "Die Verfasser missbrauchen bei ihren Briefen die Adressen von Gastronomen, das Logo der FPÖ Niederösterreich als auch die Absenderadresse der Landespartei", hieß es in einer Aussendung. Murlasits wirft den Verfassern "Dirty Campaigning" vor. "Wir werden das jetzt prüfen und rechtliche Schritte setzen", so Murlasits. Auf die Frage, ob den Verfassern nun eine Anzeige droht, wollte Murlasits keine Antwort geben. Parteichef Udo Landbauer reagierte indes mit einem Schnitzel-Foto auf seinem Facebook-Profil und den Worten: "Mahlzeit an 'Die Tagespresse'. Jedes Schnitzel hat zwei Seiten."