Kein Tag, an dem es nichtszu Unfällen am Berg kommt. Kaum ein Tag, an dem nicht verstiegene oder anderweitig in Bergnot geratene Wanderer von Bergrettung oder per Hubschrauber gerettet werden müssen. Gerade durch den derzeitigen Trend zum Urlaub daheim und in der Natur sind die Einsatzkräfte verstärkt gefordert.

Dass Unwissenheit und Leichtsinn oft zumindest Mitauslöser der Gefahrensituationen sind, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). Im Rahmen einer Erhebung an Start- und Endpunkten von Wanderrouten hat das KfV Details zu Wissensstand, Erfahrungen und Verhalten von Wanderern und Bergsteigern in Bezug auf das Wandermarkierungssystem in Österreich erhoben.

Jeder siebente befragte Wanderer wusste übrigens nicht, welchen Schwierigkeitsgrad die Route, auf der er gerade unterwegs war, ausweist und wie lange seine Tour dauert - was oft schlimme Folgen hat.  „Durchschnittlich verletzen sich in Österreich jährlich rund 10.000 Personen beim Wandern und Bergsteigen so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Die zweithäufigste Unfallursache nach Stürzen ist Überstrapazierung. Eine sorgfältige Routenplanung ist das Um und Auf, um solche Unfälle zu vermeiden“, betont Othmar Thann, Direktor des KfV.

Gefährliches Halbwissen

Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, sich gut bzw. sogar sehr gut auszukennen.  Und tatsächlich: Zeigte man ihnen ein Bild eines Wegweisers mit roter Markierung, konnten 72 Prozent der Befragten Auskunft geben, dass es sich dabei um einen mittelschweren Wanderweg handelt. Doch dabei scheint es sich in vielem Fällen um gefährliches Halbwissen zu handeln, denn: "Über die technischen Schwierigkeiten der Gehstrecke und die damit verbundenen Anforderungen an den Wanderer wussten nur die wenigsten Befragten Bescheid", so das KfV.

So waren sich 74 Prozent der befragten Wanderer nicht bewusst, dass auf rot markierten Routen Passagen mit Seilsicherung vorkommen können. 80 Prozent wussten nicht, dass auf mittelschweren Strecken auch ausgesetzte Stellen vorkommen können – also Wegstrecken, bei denen aufgrund der Steilheit des Geländes im Fall eines Absturzes große Verletzungsgefahr besteht. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) der befragten Wanderer war weder die Bedeutung der roten Markierung noch die damit verbundenen Anforderungen bekannt.

Aufwändige Arbeit für Wegewarte und Freiwillige

In Österreich werden Wanderwege vom Alpenverein und ähnlichen Institutionen betreut, bei denen es eigene Wegewarte gibt. Im letzten Jahrzehnt verstärkt sich in Österreich der Trend, dass Wanderwege von Tourismusverbänden, Sportvereinen oder lokalen Wandervereinen angelegt und betreut werden. Die Länder unterstützen gelegentlich Wegbetreuer bei der Beschilderung von Wanderwegen. Wobei die Auszeichnungen nicht einheitlich sind - Tirol und Vorarlberg gehen eigene Wege, da es dort auch noch ein Logo für alpine Routen gibt.

Alle Schilder müssen gut sichtbar aufgestellt werden, enthalten Angaben über Ziel, Zwischenziel, Zeitangaben - und eben die Schwierigkeitsangabe als blauen, roten oder schwarzen Kreis. Dazu kommen nich die sogenannten Zwischenmarkierung, in Form einer rot-weiß-roten Flagge und meist der Nummer des Wanderweges, auf Bäumen, Steinen Felsen, aufgesprüht.

Markierungsarbeit des Villacher Alpenvereins
Markierungsarbeit des Villacher Alpenvereins © Jandl

Tipps für ein sicheres Wandervergnügen

Vor jeder Wander- und Bergtour sollte nicht nur die Wetterprognose genau gecheckt werden, sondern auch detaillierte Infos über die geplante Tour gesammelt werden - aus Karten, Tourenführern oder Tourenberichten in Internet. Dann muss die körperliche Verfassung und Bergerfahrung aller Teilnehmer der Tour berücksichtigt werden, um die passende auszusuchen. Von Touren im Alleingang raten die Experten ab.

Wer in der Gruppe wandert sollte alle Teilnehmer vorab über die geplante Strecke, voraussichtliche Dauer und Einkehrmöglichkeiten informieren. Auf diese Weise können Kleidung, Ausrüstung und Proviant an die Tour angepasst werden.

Im Notfall den Alpin-Notruf 140 oder die Euro-Notrufnummer 112 wählen. Wenn kein Handyempfang besteht: Handy aus- und wieder einschalten und statt dem PIN-Code 112 eingeben. Das Mobiltelefon sucht dann automatisch das Mobilfunknetz mit dem besten Empfang und stellt die Verbindung zur nächsten Sicherheitszentrale her.