Teile Österreichs sind am Wochenende von Unwettern heimgesucht worden. Nach schweren Unwettern mit Starkregen und Sturm wurde etwa am Samstagabend die Oppenberger Straße (L739) zwischen Rottenmann und Oppenberg im Bezirk Liezen in der Steiermark gesperrt. Dort blockierten nicht nur umgestürzte Bäume die L739. Eine Lawinengalerie wurde darüber hinaus beschädigt, die Straße ist blockiert, Aufräumarbeiten laufen.

Historische Regenmengen in Graz

Historische Regenmengen gingen ja bereits in der Nacht auf Samstag über dem Großraum Graz nieder. Binnen weniger Minuten waren zahlreiche Straßen in der steirischen Landeshauptstadt überflutet, ein Baum stürzte auf ein Mehrparteienhaus im Stadtbezirk Lend. Die Feuerwehren in Graz und Graz-Umgebung waren im Dauereinsatz. Für Sonntag gab es erneute Gewitterwarnung. Mehr dazu lesen sie hier:

Gewittergefahr noch nicht vorüber

Und auch für den Rest Österreichs dauerte es, bis die Gewittergefahr vorüber war: Neben der Steiermark waren laut Meteorologe Hannes Rieder von der Zentralanstalt für Meteorologie auch das Burgenland, Niederösterreich, Wien und Kärnten am stärksten betroffen. Dort regnete es am heftigsten - beziehungsweise soll es im Fall von Kärnten noch bis in die Nacht hinein regnen.

Die Zone, die in der Steiermark für Regen, Blitze und Donner sorgte, wanderte langsam weiter Richtung Niederösterreich und Burgenland. "Insgesamt geht es in Richtung Wetterberuhigung, spätestens ab den Abendstunden. Die zweite Nachthälfte ist auch in Kärnten trocken", erklärte Rieder. Was Hagel betrifft, sorgten vereinzelte Zellen in Richtung Bad Radkersburg und später im Burgenland, Wien und dem östlichen Bereich Niederösterreichs für erhöhte Gefahr. "Aber auch hier wird alles in Richtung Ungarn und Tschechien abziehen", so Rieder. "Österreich wird also allmählich von diesen stärkeren Entwicklungen verschont sein", sagte Rieder am Sonntagnachmittag.

Am Montag sind tagsüber ein paar Schauer in den Bergen angesagt, diese sollen nicht so kräftig ausfallen, so Rieder.

Straßensperre in Lienz

Heftige Regenfälle in der Nacht auf Sonntag haben im Tiroler Bezirk Lienz zu einer Straßensperre geführt. Nach einem Hangrutsch auf die L25 Defereggentalstraße zwischen den Ortsteilen Erlsbach und Ladstatt in St. Jakob in Defereggen bleibt die Straße in beide Richtungen vorerst gesperrt. Experten waren zur Lagebegutachtung vor Ort, informierte das Land in einer Aussendung. Mittlerweile wurden die Aufräumarbeiten abgeschlossen, die Straße konnte wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Orte in Schmirn- und Valsertal abgeschnitten

Durch Murenabgänge im Bezirk Innsbruck-Land waren indes in Tirol 15 Häuser im Schmirntal und rund 50 Personen im Valser Tal am Sonntag von der Außenwelt abgeschnitten. Verletzt wurde dabei niemand. Die Aufräumarbeiten wurden am Sonntagabend beendet, um 18.00 Uhr wird die Valser Straße (L 230) ab der Volksschule Vals einspurig, sowie die Schmirntalstraße (L 229) ab Goldern im Gemeindegebiet von Schmirn komplett geöffnet, informierte das Land die APA auf Anfrage.

Heftige Unwetter gab es auch in Niederösterreich in der Nacht auf Sonntag, sie haben erneut für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Starker Regen, Hagel und Windböen über 100 km/h führten zu Überflutungen und Sturmschäden. Am stärksten betroffen war laut Feuerwehr wie bereits am Samstag der Bezirk Neunkirchen. Zwischen Sieding und Puchberg kam es zu Murenabgängen. Die B26 war deshalb teilweise für den Verkehr gesperrt.

Die Kanalisation war aufgrund des starken Regens überlastet. Straßen und Keller wurden überflutet und mussten ausgepumpt werden. Neben dem Bezirk Neunkirchen waren auch weitere Bezirke im südlichen Niederösterreich betroffen, insbesondere Wiener Neustadt. Die Unwettereinsätze dauerten teilweise auch am Sonntagvormittag weiter an.

Unterführungen und Keller unter Wasser

In Wiener Neustadt wurden über 20 Einsatzstellen verzeichnet, wie die Feuerwehr mitteilte. Unter anderem wurden drei Unterführungen, 19 Keller und eine Tiefgarage, die unter Wasser standen, gemeldet. Außerdem wurden Brandmeldeanlagen durch eindringendes Wasser ausgelöst. Weil es im gesamten Bezirk zu zahlreichen Einsätzen kam, wurde laut Feuerwehr auch das Personal der Bezirksalarmzentrale kurzfristig aufgestockt.

Auch im Burgenland kam es in der Nacht auf Sonntag zu mehreren Unwettereinsätzen. Betroffen waren vor allem die Bezirke Eisenstadt, Mattersburg und Neusiedl am See, teilte die Landessicherheitszentrale (LSZ) auf APA-Anfrage mit. Hauptsächlich mussten Keller ausgepumpt und umgestürzte Bäume von den Straßen entfernt werden.

Im Bezirk Spittal/Drau in Kärnten verlegte eine Mure am Sonntag die Mölltal Straße (B106) zwischen Obervellach und Flattach. Die Straße war in beiden Richtungen gesperrt. Es wurde eine örtliche Umleitung für Pkw eingerichtet.

Kletterer in Oberkärnten von starkem Regen überrascht

Starker Regen hat am Samstagabend zwei Kletterer - einen 47-jährigen Belgier und seine 16-jährige Tochter - in der Pirkachklamm bei Oberdrauburg (Bezirk Spittal an der Drau) überrascht. Wie die Landespolizeidirektion Kärnten mitteilte, setzten die beiden um 21.30 Uhr einen Notruf ab. Die Bergrettung konnte die beiden gegen 23.20 Uhr stark unterkühlt und völlig durchnässt finden. Die mit kurzer Hose und T-Shirt bekleideten Urlauber wurden auf einem Steig ins Tal geleitet.

Eine ärztliche Untersuchung hätten die beiden abgelehnt, hieß es. Zum Zeitpunkt der Bergung hätten starke Regenfälle und Gewittertätigkeit geherrscht. Wie die Polizei weiter mitteilte, starteten die Urlauber ihre Tour um 19.00 Uhr. Gegen 21.10 Uhr hätten sie in einem Telefonat mit der Frau bzw. Mutter noch gesagt, dass alles in Ordnung sei, obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon stark geregnet habe.

Massive Schäden in der Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft in der Steiermark, Tirol und Niederösterreich wurden erneut schwer geschädigt. Auf einer Fläche von insgesamt 16.000 Hektar wurden Ackerkulturen (Getreide, Mais, Kürbis, Kartoffel), Obst- und Gemüsekulturen sowie das Grünland teilweise massiv zerstört.

In der Steiermark, die besonders betroffen war, wurden auch Glashäuser durch riesige Hagelschloßen beschädigt. Die Konsequenz: Ein Gesamtschaden in der Landwirtschaft in der Höhe von 3,5 Millionen Euro. "Die sich ständig wiederholenden Unwetterereignisse führen uns klar vor Augen, dass der Klimawandel mit seinen Wetterextremen die Landwirtschaft fest im Würgegriff hält. Wie teuer uns das zu stehen kommt, zeigt auch das gestrige Schadensausmaß in Millionenhöhe, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger.