Seit Tagen herrscht in weiten Teilen Tirols auf den Bergen Lawinenwarnstufe 4 und damit die zweithöchste Warnstufe auf der Skala. Laut Lawinenwarndienst Tirol herrscht für Wintersportler oberhalb der Waldgrenze eine "kritische Lawinensituation". Dennoch sind immer wieder Skifahrer auch abseits der Pisten unterwegs - was für zwei von ihnen im Skigebiet Schlick im Stubaital schlimme Folgen hatte.

Ein 33-Jähriger wurde von einem Schneebrett erfasst, als er in eine steile Nordrinne einfuhr. Er wurde rund 100 Meter weit mitgerissen, berichtete die Polizei. Es gelang ihm aber noch, den Lawinenairbag auszulösen, er blieb damit an der Oberfläche liegen. Der Mann wurde mittels Hubschrauber geborgen und in die Innsbrucker Klinik geflogen.

Eine 27-Jährige fuhr am Vormittag mit einer Gruppe von der Bergstation der Kreuzjochbahn im freien Skiraum ab. Dabei übersah sie einen Felsabbruch und stürzte rund zehn Meter tief. Ein Begleiter setzte einen Notruf ab. Weil aber die Wetter- und Sichtbedingungen aufgrund des Schneefalls am Dienstag so schlecht waren, konnte der Hubschrauber die Frau vorerst nicht bergen und die Bergrettung rückte zur Unfallstelle aus. Von der Mittelstation konnte die Verletzte schließlich mit dem Polizeihubschrauber in die Klinik geflogen werden.

Dramatische Szenen in Vorarlberg

Bei einem Lawinenabgang in Laterns (Bez. Feldkirch) sind am Dienstag drei Skitourengeher mitgerissen und verschüttet worden. Zwei der drei befreundeten Männer im Alter zwischen 26 und 32 Jahren wurden nur teilverschüttet. Sie befreiten sich selbst aus den Schneemassen und gruben ihren Kameraden aus, der sich eineinhalb Meter unter der Oberfläche befand. Anschließend fuhr das Trio selbstständig ins Tal ab. Die Männer wurden mit diversen Verletzungen ins Spital gebracht.

Nach Angaben der Polizei lösten die Freunde die Lawine gegen 11.00 Uhr im Bereich des Gerenfalben im Gäfnerwald aus. In diesem Gebiet auf rund 1.660 Meter Seehöhe herrschte große Lawinengefahr der Stufe vier auf der fünfstufigen Gefahrenskala

Besonders gefährdete Gebiete

Laut Lawinenwarndienst Tirol handelt es sich dabei vor allem um die Gebiete Silvretta, Arlberg, Lechtaler Alpen, Karwendel und Venedigergruppe. Die Hauptgefahr gehe dabei von Triebschneeansammlungen aus. In den betroffenen Gebieten ist bei Skitouren und Variantenfahrten laut den Experten große Zurückhaltung und Vorsicht in allen Steilhängen oberhalb der Waldgrenze geboten. Bis Mittwoch ist nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Teilen West-, Nord- und Osttirols bis zu ein Meter Neuschnee zu erwarten - punktuell könne es auch mehr sein.

Auch Vorarlberg betroffen

In den höheren Lagen Vorarlbergs bestand am Dienstag große Lawinengefahr der Stufe 4 auf der fünfteiligen Skala. Die Hauptgefahr ging vom Neu- und Triebschnee aus, teilte die Landeswarnzentrale in einer Aussendung mit. Auch große Schneebrettlawinen konnten bereits von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. Die Gefahr sollte im Tagesverlauf zunehmen, dann seien auch spontane Lawinenabgänge möglich.

Seit Montag fiel in Vorarlberg in höheren Lagen bis zu 60 Zentimeter Neuschnee, vereinzelt auch mehr. In Langen am Arlberg waren es 71 Zentimeter, in Mittelberg im Kleinwalsertal 56 Zentimeter. Starker Wind hat den Neuschnee in großem Umfang verfrachtet. Es wurde weiterer Neuschnee erwartet, die Lawinensituation bleibt angespannt.