Weil die Auslandseinsätze des österreichischen Bundesheeres in diesem Jahr fast in Vergessenheit geraten sind, obwohl das Heer heuer 60 Jahre Auslandsmissionen feiert, wollte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Donnerstag unbedingt den Eufor-Soldaten in Bosnien-Herzegowina einen vorweihnachtlichen Besuch abstatten. Doch die C-130 "Hercules" mit einer mehr als 20-köpfigen Delegation an Bord musste wieder umkehren. Dichter Nebel verhinderte die Landung in Sarajevo.

Rund eine Stunde lang kreiste die Transportmaschine über der bosnischen Hauptstadt. Doch das erhoffte Wetterfenster tat sich nicht auf. "Wir brauchen für die Landung am Flughafen Sarajevo mindestens 2,4 Kilometer Sicht", klärte der Hercules-Pilot auf. Aber im dichten Nebel sah man nicht einmal einen Kilometer weit. An der Technik in der Militärmaschine sei die Landung jedenfalls nicht gescheitert, wurde betont, bei diesen Bedigungen hätte jeder Pilot passen müssen.

Ministerinbüro statt Camp

Also flog die viermotorige Turboprop-Maschine mit Tanner, Generalstabschef Robert Brieger und einer Journalistengruppe an Bord wieder zurück nach Wien. In ihrem Büro in der Rossauerkaserne richtete die Ministerin dann über Video ihre Weihnachtsgrüße an Missionskommandant Generalmajor Reinhard Trischak und das 319 Soldatinnen und Soldaten starke österreichische Eufor-Kontingent aus. "Es wäre mein erster Truppenbesuch im Ausland gewesen, ich habe mich wirklich sehr darauf gefreut. Wir dürfen nicht müde werden zu informieren, wie wichtig ihre Arbeit bei den Auslandsmissionen des österreichischen Bundesheeres ist", betonte Tanner. Und Brieger, vor acht Jahren selbst Missionskommandant bei Eufor: "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Job dort nicht einfach ist."

Die Weihnachtstgrüße wurden dann über Videokonferenz übermittelt
Die Weihnachtstgrüße wurden dann über Videokonferenz übermittelt © HBF/Peter LECHNER

Die Corona-Situation macht die Arbeit in dem Balkanstaat mit seiner komplizierten Verwaltung nicht leichter. Aktuell sind 36 österreichische Soldaten im Einsatzraum mit Covid infiziert, darunter auch der nationale Kontingentskommandant Oberst Sven Szabo. "Wir haben selbst einen kleinen Lockdown hier im Camp", erklärte dessen Stellvertreter. Die Betroffenen seien alle isoliert, sie würden keine oder nur leichte Symptome zeigen und bleiben daher im Einsatz, ergänzte Brieger. Weihnachten wird jedenfalls bei der rotweißroten Truppe bei Eufor nur im kleinen Rahmen gefeiert. Zumindest auf das Geschenk aus Wien - eine deftige Speckjause - müssen die Soldaten nicht verzichten. Es kommt über den Landweg nach Sarajevo.

Probleme auch im Vorjahr

Bereits der Weihnachtsbesuch von Tanners Vorgänger Thomas Starlinger vor einem Jahr war von einer Flugzeugpanne überschattet. Damals konnte die C-130 in Sarajevo wegen eines technischen Problems nicht abheben. Die Delegation reiste darauf mit dem Bus zurück nach Wien - während die "Hercules" wieder flott gemacht wurde.