Die Schulschließungen haben das Bildungssystem stark gefordert – nicht nur in Österreich. Eine groß angelegte Studie der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz hat noch während des Lockdowns etwa 24.000 Schüler, Lehrer und Eltern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt, wie sie durch die Krise gekommen sind.


Mehr als eine Nasenlänge voraus waren die Alpenländer dabei den Deutschen vor allem bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts. In Deutschland gaben nur 36 Prozent der befragten Lehrer an, dass sie ihre Schüler über Online-Lernplattformen erreichen konnten, während dies in Österreich 63 Prozent und in der Schweiz 57 Prozent schafften. „Österreich und die Schweiz haben sich hier bereits früher auf den Weg gemacht zu überlegen, wie Digitalisierung im Bildungskontext aussehen kann. Damit war man besser vorbereitet“, resümiert Studienautor Stephan Huber. Außerdem habe sich bewährt, dass die Schweiz, aber auch Österreich im Umgang mit den verschiedenen Online-Tools pragmatisch war. Hier waren die bürokratischen Hürden viel niedriger.


Besonders vorbildlich zeigten sich Österreichs Lehrer, wenn es um Hausaufgaben und Interaktion ging: Während in unserem nördlichen Nachbarland nach eigener Auskunft nur 34 Prozent der Lehrpersonen die Hausaufgaben kontrollierten, waren es in der Schweiz 61 Prozent, in Österreich sogar 70 Prozent. Allerdings gibt es auch Erkenntnisse, die für alle drei Länder gleichermaßen gelten. Vor allem die bereits vorher bestehenden Unterschiede zwischen Schülern wurden durch die Coronakrise noch verstärkt. „Die Schere zwischen guten und lernschwachen Schülern hat sich weiter geöffnet“, erklärt Huber. Lehrer sollten diese Schüler besonders fördern.


Insgesamt solle man die Krise als Chance begreifen, plädiert der Studienautor: „Für die Politik heißt das: Förderung von Innovation, Bürokratieabbau, Unterstützung von belasteten Schulen und gezielte Verteilung digitaler Ressourcen. Entstandene Innovationen und Kreativität müssten jetzt in Schulkonzepten umgesetzt und gesichert werden. Nun gelte es, Mindest- und Regelstandards zu erarbeiten – auf Bundesebene als Rahmenkonzept und konkretisiert in jeder Schule durch das Schulkollegium –, an denen sich Lehrer orientieren können“, so Huber.