Vor einem Monat erklärten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober, dass die Zahl der Coronatests in Österreich auf 15.000 pro Tag erhöht werde. Experten äußerten sich sehr skeptisch zu dieser Ankündigung. Ein Zeitplan wurde nicht genannt, man wolle die Kapazitäten hochfahren.

Zumindest das ist ein Monat nach der Ankündigung gelungen – die „theoretische Maximalkapazität“ liegt nun tatsächlich bei 15.000 Tests, hieß es am Freitag vom Gesundheitsministerium. Praktisch ist man von dieser Zahl aber nach wie vor weit entfernt. Mit fast 9000 eingemeldeten Tests binnen 24 Stunden wurde diese Woche der höchste Wert erreicht. Meist bewegen sich die Zahlen zwischen 4000 und 6000 Tests pro Tag.

Genügend Materialien für die Zukunft

Die für die Tests benötigten Materialien sind international weiterhin sehr gefragt. Es gebe eine "Verknappung bestimmter Verbrauchsmaterialien" am Weltmarkt - und zwar auch abseits der viel diskutierten Reagenzien. Das betrifft etwa Pipettenspitzen, Prüfplatten, Schutzausrüstungen oder Probenentnahmebestecke.

Es stehen aber für die Zukunft genug Materialien bereit, sagt Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der MedUni Wien, Mitglied des Covid-19-Krisenstabes. Auch die Labore (51 melden Tests ein) seien „nicht mehr so überrannt“. Die wöchentlichen Erhebung des Ministeriums würden zeigen, dass in den kommenden Wochen genügend Materialien bereit stehen, "um auf Maximalkapazität zu testen", heißt es.

Flächendeckende Tests in Spitälern und Heimen

Die Teststrategie wird angesichts deutlich sinkender Fallzahlen geändert. Neben der Abklärung der Verdachtsfälle werde nun auch das Screening von asymptomatischen Personen in sensiblen Bereichen wie Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern verstärkt.

Klar sei, dass die akuten Verdachtsfälle "immer im Vordergrund stehen", so Puchhammer-Stöckl. Die flächendeckende Testungen in Pflegeheimen und Spitälern brauche es aber zusätzlich, um zu vermeiden, dass etwaige "Superspreader" dort das Virus stark verbreiten. "Die aktuelle Situation lässt das auch zu, wir haben derzeit die Kapazität und es ist auch wünschenswert, das zu machen".

Für ein Nachdenken über die etwaige Ausweitung dieses Ansatzes, etwa in Richtung Pädagogen in Folge des schrittweisen Hochfahrens des Schul- und Kindergartenbetriebs, ist es laut Puchhammer-Stöckl noch zu früh. Bevor das Screening im Gesundheitsbereich noch nicht umgesetzt und klar ist, ob die Kapazitäten weiter da sind, mache dies wenig Sinn. Auch für das Ministerium steht derzeit "das Gesundheits- und Pflegepersonal im Fokus".